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Studie: Unternehmensfinanzierung im Mittelstand 2023 - wie sich Krisenjahre, Inflation und Zinsanstieg auswirken

„Made in Ger­many“ ist als Güte­sie­gel für her­aus­ra­gende Qua­lität und höchste Pro­dukt­si­cher­heit welt­weit an­er­kannt und die be­ste Marke, die Deutsch­land zu bie­ten hat. Der deut­sche Mit­tel­stand, als der do­mi­nie­rende Wirt­schafts­mo­tor in­ner­halb der deut­schen Volks­wirt­schaft, bil­det durch seine enorme Leis­tungsfähig­keit und In­no­va­ti­ons­kraft da­bei das Fun­da­ment für die in­ter­na­tio­nale Wett­be­werbsfähig­keit Deutsch­lands. Doch wie steht es um die Wert­schöpfung mit­telständi­scher Un­ter­neh­men, de­ren Fi­nan­zie­rungs­si­tua­tion und den markt­wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen?​

Nach ei­ner De­kade des kon­ti­nu­ier­li­chen wirt­schaft­li­chen Wachs­tums ha­ben die glo­ba­len Kri­sen der letz­ten drei Jahre nicht nur die Welt­wirt­schaft vor enorme Her­aus­for­de­run­gen ge­stellt, son­dern auch den deut­schen Mit­tel­stand in un­ru­hi­ges Fahr­was­ser manövriert. Be­reits im Jahr 2021 be­leuch­te­ten Eb­ner Stolz Ma­nage­ment Con­sul­tants GmbH und Wolff & Häcker Fi­nanz­con­sul­ting AG den Ein­fluss der Corona-Pan­de­mie auf die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung von mit­telständi­schen Un­ter­neh­men. Auf die­sen Er­geb­nis­sen auf­bau­end geht eine ak­tu­elle Stu­die der Frage nach, wel­che Aus­wir­kun­gen kräftig stei­gende En­er­gie-, Roh­stoff- und Vor­leis­tungsgüter­preise, an­dau­ernde Ma­te­rial- und Per­so­na­lengpässe, eine re­kord­hohe In­fla­tion so­wie ste­tig stei­gende Zin­sen auf die Ge­schäfts­mo­delle und die Wert­schöpfung mit­telständi­scher Un­ter­neh­men ha­ben und wie sich dies wie­derum auf die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung aus­wirkt. Be­fragt wur­den im Zeit­raum April bis Juni 2023 ca. 2.500 mit­telständi­sche Un­ter­neh­men in Deutsch­land.

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Zukunftsaussichten trüben sich ein

Trotz der enor­men geo­po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren be­wer­tet der Mit­tel­stand die ak­tu­elle wirt­schaft­li­che Lage als über­wie­gend po­si­tiv. Nur rund ein Fünf­tel der Be­frag­ten be­ur­teilt die der­zei­tige Si­tua­tion als „schlecht“. Eine deut­li­che Ver­schie­bung in der Stim­mungs­lage zeigt sich je­doch bei der Ein­schätzung der Zu­kunfts­aus­sich­ten. Blick­ten 2021 noch rund drei Vier­tel (78 %) op­ti­mis­ti­sch in die Zu­kunft, kom­men zwei Jahre später nur noch rund die Hälfte (46 %) der Be­frag­ten zu die­ser po­si­ti­ven Ein­schätzung.

Wachstumsbremsen: Überregulierung, Kostendruck und insbesondere Fachkräftemangel

Mit Blick auf die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung ist es umso be­mer­kens­wer­ter, dass die Verfügbar­keit zusätz­li­cher Fi­nan­zie­rungs­quel­len, trotz ei­nes deut­lich veränder­ten Zins­ni­veaus, keine Wachs­tums­bremse für mit­telständi­sche Un­ter­neh­men dar­stellt. Viel­mehr sind es die ste­tig zu­neh­mende Büro­kra­tie bzw. Über­re­gu­lie­rung, stark ge­stie­gene En­er­gie­preise so­wie ein sich wei­ter ver­schärfen­der Fachkräfte­man­gel, die dem Mit­tel­stand zu schaf­fen ma­chen. Vor al­lem der Fachkräfte­man­gel hat da­bei noch ein­mal er­heb­lich an Be­deu­tung ge­won­nen: Vor zwei Jah­ren wa­ren 72 % der Un­ter­neh­men von einem Man­gel an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal be­trof­fen. Jetzt be­wer­ten 94 % der Be­frag­ten den Fachkräfte­man­gel als die zen­trale Wachs­tums­bremse. So­mit ist es we­nig über­ra­schend, dass die über­wie­gende Mehr­heit (88 %) den Fachkräfte­man­gel als das Hand­lungs­feld in­ner­halb ih­res Ge­schäfts­mo­dells iden­ti­fi­ziert, das dem größten Verände­rungs­druck aus­ge­setzt ist. Auch hier­bei ist noch ein­mal eine deut­li­che Ver­schie­bung der Prio­ritäten im Ver­gleich zu un­se­rer Um­frage im Jahr 2021 zu be­ob­ach­ten. Spielte der Fachkräfte­man­gel da­mals ne­ben den Dau­er­the­men der Di­gi­ta­li­sie­rung, dem Kos­ten­ma­nage­ment und der Er­schließung neuer Ver­triebs­kanäle bzw. Kun­den­gruppe eine eher un­ter­ge­ord­nete Rolle, hat sich die Si­tua­tion nur zwei Jahre später deut­lich ver­schärft.

In Folge der Kri­sen der ver­gan­ge­nen drei Jahre ge­ben na­hezu alle be­frag­ten mit­telständi­schen Un­ter­neh­men an, er­heb­lich von stark ge­stie­ge­nen Ma­te­rial-, Per­so­nal- so­wie En­er­gie­kos­ten be­trof­fen zu sein. Im Er­geb­nis führte dies bei rund drei Vier­tel (77 %) zu einem Er­geb­nisrück­gang, wei­tere 62 % hat­ten Schwie­rig­kei­ten bei der Be­schaf­fung von Wa­ren und Roh­stof­fen.

Solide Eigenkapitalbasis sichert Liquidität

Ge­genüber den Stu­di­en­er­geb­nis­sen aus 2021 bleibt das Kurz­ar­bei­ter­geld in Kri­sen­zei­ten un­verändert die be­lieb­teste staat­li­che Maßnahme zur Li­qui­ditäts­si­che­rung. Vor al­lem Un­ter­neh­men mit en­er­gie­in­ten­si­ven Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen pro­fi­tier­ten zu­dem von der An­wen­dung der Strom­preis­bremse.

Rund ein Drit­tel der teil­neh­men­den Mit­telständ­ler (34 %) mus­ste keine ge­son­der­ten Maßnah­men zur Li­qui­ditäts­si­che­rung in An­spruch neh­men. Dies ist nicht zu­letzt auch auf die in der Ver­gan­gen­heit auf­ge­baute Ei­gen­ka­pi­tal­aus­stat­tung zurück­zuführen. Die The­sau­rie­rung von Ge­win­nen hat in die­sem Kon­text in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren noch ein­mal spürbar an Re­le­vanz ge­won­nen: wa­ren es in un­se­ren Um­fra­gen in den Jah­ren 2018 und 2021 je­weils rund 70 %, ge­ben nun­mehr 83 % der Be­frag­ten an, ihre Ei­gen­ka­pi­tal­ba­sis maßgeb­lich durch die Ge­winnthe­sau­rie­rung wei­ter gestärkt zu ha­ben.

Da­ge­gen sind Ge­sell­schaf­ter deut­lich re­strik­ti­ver in der Al­lo­ka­tion ih­rer (pri­va­ten) fi­nan­zi­el­len Mit­tel ge­wor­den. Stärkte in der Ver­gan­gen­heit je­weils noch rund je­der Vierte Mit­telständ­ler seine Ei­gen­ka­pi­tal­ba­sis durch zusätz­li­che Ein­la­gen der Ge­sell­schaf­ter, wollte nun­mehr nur noch rund je­der Achte (14 %) auf diese Fi­nan­zie­rungs­quelle zurück­grei­fen.

Mittelstand setzt weiterhin auf konservative Finanzierungsformen

Für mit­telständi­sche Un­ter­neh­men, die ex­ter­nes Ka­pi­tal benötig­ten, bestätigt sich ein­mal mehr der Trend der letz­ten Jahre: wei­ter­hin wird auf die klas­si­schen, kon­ser­va­ti­ven Fi­nan­zie­rungs­in­stru­mente ge­setzt. Bank- und Förder­dar­le­hen, Lea­sing oder Fac­to­ring so­wie Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen do­mi­nie­ren un­verändert das Fi­nan­zie­rungs­ge­sche­hen. Al­ter­na­tive ex­terne Fi­nan­zie­rungs­quel­len, wie Fi­nanz­in­ves­to­ren, Pri­vate Debt Fonds oder auch stra­te­gi­sche In­ves­to­ren, wer­den nach wie vor von ei­ner großen Mehr­heit der Un­ter­neh­mer als we­nig in­ter­es­sant ein­ge­stuft. Die Kri­sen der ver­gan­ge­nen drei Jahre hat­ten so­mit im Großen und Gan­zen kei­nen we­sent­li­chen Ein­fluss auf die Fi­nan­zie­rungs­si­tua­tion mit­telständi­scher Un­ter­neh­men in Deutsch­land.

Nachhaltigkeit als zusätzliche Herausforderung

In den kom­men­den Jah­ren ist mit ei­ner deut­li­chen Zu­nahme von Nach­hal­tig­keits­as­pek­ten (öko­lo­gi­sche, so­zia­len und Go­ver­nance-Fak­to­ren, ESG) zu rech­nen. Das gilt ins­be­son­dere für Fi­nan­zie­run­gen. Da­von wird auch der Mit­tel­stand be­trof­fen sein. Eine zu­neh­mende Re­gu­la­to­rik, ein sich ste­tig verändern­des Kauf­ver­hal­ten der Kun­den, aber auch die ei­gene un­ter­neh­me­ri­sche Mo­ti­va­tion, die be­reits heute die nach­hal­ti­gere Un­ter­neh­mens­aus­rich­tung we­sent­lich de­ter­mi­niert, rücken ESG-The­men ins Be­wusst­sein der Mit­telständ­ler und de­ren Fi­nan­zie­rer. Auch wenn die über­wie­gende Mehr­heit der mit­telständi­schen Un­ter­neh­men in ih­ren Ver­hand­lun­gen mit Fi­nan­zie­rern noch nicht mit den The­men ESG und den ge­stie­ge­nen re­gu­la­to­ri­schen An­for­de­run­gen kon­fron­tiert wurde, sollte der deut­sche Mit­tel­stand dar­auf vor­be­rei­tet sein, dass diese Fak­to­ren zu­neh­mend an Re­le­vanz für ihre Bo­nität ge­win­nen wer­den. Die Ban­ken und Fi­nanz­dienst­leis­ter sind heute schon ver­pflich­tet, bei ih­ren Kre­di­ten­ga­ge­ments Nach­hal­tig­keits­as­pekte zu berück­sich­ti­gen und nach ESG-Kri­te­rien zu ent­schei­den.

Hin­weis: Wei­tere Ein­zel­hei­ten können Sie der vollständi­gen Stu­die ent­neh­men.

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