Die erforderliche Liquidität hierfür ist in den investierenden Unternehmen auch aufgrund der guten Konjunktur der vergangenen Jahre vorhanden. So wird der Unternehmenskauf derzeit überwiegend mit freien Liquiditätsreserven finanziert. Dies ergab unsere aktuelle Studie „Unternehmenskäufe: Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren“, die wir gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt haben.
Bei 71 Prozent der Befragten besteht die grundsätzliche Bereitschaft, in Start-up-Unternehmen zu investieren. Hiervon versprechen sich 78 Prozent in erster Linie neues Innovationspotenzial und den Zugang zu neuen Technologien. 74 Prozent erhoffen sich durch eine solche Investition zusätzliches Wachstum.
Von der ersten Ansprache des Unternehmens bis zum Signing des Deals sind zahlreiche Herausforderungen zu stemmen. Erwartungsgemäß wurden die Kaufpreisfindung bzw. die Bewertung des Zielunternehmens mit 53 Prozent sowie die Einigung über die Vertragskonditionen mit 48 Prozent als größte Herausforderung wahrgenommen. Ein Vehikel zur Informationsgewinnung sind Due Diligence-Prüfungen. Diese sind zwischenzeitlich weltweit Standard. Dadurch wird das Zielunternehmen auf Herz und Nieren geprüft, um die Chancen und Risiken der Transaktion angemessen bewerten zu können und letztlich den Kaufpreis zu ermitteln. Due Diligence-Berichte sind neben der Management-Presentation die wichtigste Informationsgrundlage im Transaktionsprozess. 85 Prozent der befragten Unternehmen haben eine umfassende Due-Diligence-Prüfung in den Bereichen Legal, Financial und Tax durchführen lassen. Hier ist ein geschulter Blick und übergreifendes Wissen von Vorteil. Deshalb laufen Transaktionsprozesse in der Regel nicht ohne Unterstützung durch externe Berater ab. 84 Prozent der befragten Unternehmen beauftragten Rechtsanwälte mit der Vertragsgestaltung. 57 Prozent der Unternehmen ziehen Steuerberater und 46 Prozent Wirtschaftsprüfer zurate. Die meisten Synergien nutzt, wer im Rahmen solcher Due-Diligence-Prüfungen bzw. im gesamten Transaktionsprozess Experten aus allen Bereichen vernetzt zusammenarbeiten lässt. Dann kommt es zu keinem Informationsverlust. Und: Disziplinenübergreifende Transaktionsteams finden Lösungen, die rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Aspekte in Einklang bringen.
Auf Seiten der kaufenden Unternehmen ist die Prozesssteuerung Chefsache. 74 Prozent der Unternehmen geben an, dass Vorstand bzw. Geschäftsführung die unternehmensinterne Steuerung des Transaktionsprozesses übernehmen. Im Mittelstand sind dies sogar 80 Prozent; in Großunternehmen dagegen 64 Prozent. Nur wenige mittelständische Unternehmen verfügen über eine eigene M&A-Abteilung. Dies macht die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern umso wichtiger.
Als bedeutendsten Meilenstein im Transaktionsprozess beurteilen die befragten Unternehmen die Einholung der Zustimmung von Aufsichtsrat oder Beirat. Dies ist in Großunternehmen mit 57 Prozent eine deutlich größere Herausforderung als in mittelständischen Unternehmen (37 Prozent). Eine weitere Hürde ist die Unterzeichnung des Letter of Intent, also der Absichtserklärung über die wichtigsten Eckpunkte der Transaktion.
Aber auch weiche Faktoren sind bei Transaktionen wichtig. So spielte bei 99 Prozent der befragten Unternehmen die Vertraulichkeit in der Kommunikation und bei 97 Prozent die Transparenz über Chancen und Risiken bei der Zielgesellschaft eine große Rolle. Dies gilt umso mehr bei Cross-border-Transaktionen, da in solchen Fällen noch ausländisches Recht zu berücksichtigen ist. Dies belegt das Gespräch mit Christoph Staber und Klaus Ackermann von der BLANC & FISCHER Familienholding. Danach „ist der beste Vertrag in Asien nichts wert, wenn das Vertrauensverhältnis fehlt.“
Die Studie finden Sie hier.
Bearbeitungsstand: 23.10.2019