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Der Inflation Reduction Act lockt: Gut betreut beim Gang in die USA

02.11.2023 | 4 Minuten Lesezeit

Die USA sind nicht nur die größte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch traditionell der wichtigste Handelspartner für deutsche Unternehmen. Mit dem im August 2022 in Kraft getretenen sog. Inflation Reduction Act locken die Vereinigten Staaten zahlreiche - auch deutsche mittelständische - Investoren an. Der Weg über den Teich will gut überlegt und vorbereitet sein - im Vorteil ist, wer einen Berater an seiner Seite hat, der sowohl mit den deutschen wie mit den amerikanischen rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten vertraut ist. Christopher Knipp ist einer der Leiter der Germany Practice bei RSM US und kennt sich mit den Dos und Don’ts im amerikanischen Business aus.

Chris, seit mehr als einem Jahr ist der Inflation Reduction Act nun in Kraft. Ist der gewünschte Zweck eingetreten, indem sich mehr ausländische Investoren in den USA angesiedelt haben?

Ja, der Inflation Reduction Act hat sicherlich das Interesse ausländischer Investoren, einschließlich deutscher Unternehmen, an den USA geweckt. Die Steuererleichterungen und Anreize haben dazu beigetragen, die Attraktivität der USA als Investitionsziel zu steigern. Die Vorteile des IRA sind jedoch an die Verwendung einheimischer Produkte oder deren Herstellung in den USA gebunden, so dass die Unternehmen sorgfältig prüfen müssen, ob ihr Geschäftsmodell für die Förderung in Frage kommt.

In welchem Umfang sind darunter deutsche Unternehmen vertreten und in welchen Branchen ist der größte Zulauf zu verzeichnen?

Der Zulauf deutscher Unternehmen in die USA ist beträchtlich. Insbesondere im Technologiesektor, im Bereich erneuerbare Energien sowie im Maschinenbau und der Automobilindustrie gibt es eine starke Präsenz deutscher Unternehmen. Diese Branchen profitieren auch von der Innovationsfreudigkeit und der hochqualifizierten Arbeitskraft in den USA.

In welchen Regionen in den USA siedeln sich deutsche Unternehmen am meisten an?

Deutsche Unternehmen haben in den USA eine starke Präsenz, konzentriert vor allem in drei Hauptregionen. Die erste ist die Region um Chicago/Mid-West. Hier gibt es eine florierende Wirtschaft, besonders im Automobilsektor und in der Schwerindustrie. Die zweite Hauptkonzentration ist im NY-Tristate-Bereich, der die Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut umfasst. Diese Region ist das Herzstück der US-Finanzindustrie und zieht Unternehmen aus verschiedenen Branchen an. Ein weiterer bedeutender Bereich ist der Südosten der USA, einschließlich der Carolinas und Georgia. Hier haben viele deutsche Unternehmen ihre Standorte aufgrund der wirtschaftlichen Stabilität und des Fachkräfteangebots platziert. Dies trifft insbesondere auf Unternehmen aus dem Automotive- und Zuliefererbereich zu. Neben diesen Hauptregionen ist noch das Silicon Valley in Kalifornien zu nennen, welches ein magnetischer Anziehungspunkt für Technologieunternehmen weltweit, einschließlich einer beträchtlichen Anzahl deutscher Unternehmen ist. Diese profitieren von der Innovationskraft und dem Talentepool in dieser Region. Jede dieser Regionen bietet eine einzigartige Geschäftsumgebung und vielfältige Möglichkeiten für deutsche Unternehmen.

Du persönlich hast Dich in Charlotte in North Carolina angesiedelt. Warum?

Charlotte liegt an der Grenze zwischen North und South Carolina und ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsstandorte in den USA. Die Stadt bietet eine dynamische Wirtschaft, insbesondere im Banken- und Finanzsektor. Doch auch außerhalb dieses Sektors haben sich zahlreiche deutsche Unternehmen in den “Carolinas" niedergelassen und profitieren von den wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser Region. Einige Beispiele für deutsche Unternehmen in der Umgebung sind Continental, BMW, Schaeffler oder ZF.

Ein weiterer großer Vorteil von Charlotte ist der internationale Flughafen, der als Drehkreuz innerhalb der USA dient und tägliche Direktflüge nach Frankfurt und München bietet. Diese ausgezeichnete Anbindung an wichtige deutsche Städte erleichtert die Geschäftsreisen und fördert die Geschäftsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland. Zudem ermöglicht der Flughafen schnelles Reisen zu weiteren Zentren deutscher Aktivität im Südosten, wie beispielsweise Atlanta in Georgia oder Nashville in Tennessee.

Zu guter Letzt ist die Lebensqualität in Charlotte außerordentlich hoch und das Klima angenehm, was sowohl für Geschäftsleute als auch für ihre Familien sehr ansprechend ist.

Der Gang in die USA will gut vorbereitet sein. Worauf sollten deutsche Unternehmen bei einem Engagement in den USA am meisten achten?

Der Eintritt in den US-Markt erfordert eine äußerst gründliche Vorbereitung, da die USA keine homogene Nation sind, sondern aus 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen Gesetzen und Vorschriften bestehen. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen steuerlichen, rechtlichen und geschäftlichen Nuancen. Dies macht den Markt äußerst komplex und die Beratung nicht günstig. Es ist entscheidend, sich bewusst zu sein, dass die USA praktisch wie ein Kontinent aus verschiedenen Märkten sind, die individuell angegangen werden müssen. Die Unterstützung eines erfahrenen Beraters, der mit den spezifischen Anforderungen in den verschiedenen Bundesstaaten vertraut ist, wird daher unerlässlich, wenn man erfolgreich in den USA operieren möchte.

Wo lauern bei Investitionen deutscher Unternehmen in den USA die größten Risiken?

Die größten Risiken für deutsche Unternehmen in den USA liegen oft in rechtlichen und regulatorischen Unterschieden, unerwarteten Steuerbelastungen und unzureichender Kenntnis des Marktes. Auch der Umgang mit Konkurrenz und das Verständnis für lokale Geschäftspraktiken können Herausforderungen darstellen.

Die rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen sind das eine - hinzukommen aber auch noch die kulturellen Unterschiede. Was unterscheidet den amerikanischen Unternehmer vom deutschen Unternehmer?

Amerikanische Unternehmer zeichnen sich oft durch eine hohe Risikobereitschaft, Flexibilität und eine ausgeprägte Kundenorientierung aus. Die Geschäftsbeziehungen sind oft informeller und auf persönlichen Vertrauensaufbau ausgelegt. Deutsche Unternehmer legen oft Wert auf Struktur, Präzision und langfristige Planung.

Wie kannst Du konkret beim Gang in die USA unterstützen?

Unsere Germany Practice bei RSM US kann deutsche Unternehmen umfassend unterstützen. Wir sind mit den einzigartigen Herausforderungen vertraut, die deutsche Unternehmen beim Markteintritt und beim weiteren Wachstum in den USA erwarten. Wir können deutschen Unternehmen helfen, die lokalen Besonderheiten zu verstehen, Compliance-Risiken zu minimieren und erfolgreiche Geschäftsstrategien zu entwickeln. Durch unsere professionelle Beratung können Unternehmen Zeit und Kosten sparen, indem sie von Anfang an die richtigen Entscheidungen treffen. Unsere Expertise in beiden Kulturen und Rechtssystemen ermöglicht es deutschen Unternehmen, sich erfolgreich in den USA zu etablieren und vollkommen auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.