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Überprüfung des Aufsichtsrahmens für Wertpapierfirmen: Diskussion notwendiger Reformen

Am 03.06.2024 ha­ben die EBA und die ESMA ein um­fang­rei­ches Dis­kus­si­ons­pa­pier vor­ge­legt, das die Möglich­keit ei­ner Überprüfung und An­pas­sung des Auf­sichts­rah­mens für Wert­pa­pier­fir­men in den Mit­tel­punkt stellt.

Das Pa­pier ist eine Re­ak­tion auf die sich ste­tig wan­delnde Fi­nanz­markt­lage und zielt dar­auf ab, den ge­setz­li­chen und auf­sichts­recht­li­chen Rah­men an die ge­genwärti­gen Markt­be­din­gun­gen und pro­spek­ti­ven Ri­si­ken an­zu­pas­sen.

Im Zuge ei­ner ganz­heit­li­chen Be­trach­tung deckt das Dis­kus­si­ons­pa­pier eine große Band­breite an ak­tu­el­len The­men und Her­aus­for­de­run­gen des Fi­nanz­sek­tors ab. Die zu­neh­mende Di­gi­ta­li­sie­rung, die wach­sende Präsenz von Krypto-As­sets so­wie die sich ändern­den Ge­schäfts­mo­delle von Wert­pa­pier­fir­men for­dern An­pas­sun­gen des Auf­sichts­rah­mens, die das vor­lie­gende Dis­kus­si­ons­pa­pier de­tail­liert erörtert. Zen­trale As­pekte des Dis­kus­si­ons­pa­piers um­fas­sen:

  • Be­wer­tung der An­ge­mes­sen­heit be­ste­hen­der auf­sichts­recht­li­cher An­for­de­run­gen:

    Das Pa­pier eva­lu­iert die Wirk­sam­keit be­ste­hen­der Re­gu­lie­run­gen und iden­ti­fi­ziert mögli­che An­pas­sungs­be­darfe.
  • Ana­lyse der be­ste­hen­den Me­tho­den und Ansätze:

    Die be­reits eta­blier­ten Me­tho­den und Ansätze der Über­wa­chung und Re­gu­lie­rung wer­den hin­ter­fragt und auf ihre Ak­tua­lität und Zweckmäßig­keit hin überprüft.
  • Ab­de­ckung von Ri­si­ken im ak­tu­el­len Rah­men:

    Be­son­ders wird auf neue Ri­si­kosze­na­rien ein­ge­gan­gen, die mögli­cher­weise durch die ak­tu­elle Re­gu­lie­rung nicht oder nur un­zu­rei­chend berück­sich­tigt wer­den, hier­un­ter auch das stei­gende Cy­ber­se­cu­rity-Ri­siko.
  • Im­pli­ka­tio­nen des EU-Ban­ken­pa­kets und FRTB:

    Die Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen den be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen des Han­dels­buchs und den neuen EU-Vor­schrif­ten (CRD VI und CRR III) steht im Fo­kus. Ins­be­son­dere die grund­le­gende Überprüfung des Han­dels­buchs (Fun­da­men­tal Re­view of the Tra­ding Book – FRTB) und die Aus­wir­kun­gen der Kre­dit­be­wer­tungs­an­pas­sung (CVA) wer­den be­leuch­tet.
  • Auf­sichts­recht­li­che Kon­so­li­die­rung und Aus­wei­tung der be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen:

    Das Dis­kus­si­ons­pa­pier ana­ly­siert die Be­deu­tung der auf­sichts­recht­li­chen Kon­so­li­die­rung für die fi­nan­zi­elle Sta­bi­lität und zieht die Er­wei­te­rung der Re­gu­lie­rung auf Dienst­leis­ter im Be­reich Crowd­fun­ding und Krypto-As­sets in Be­tracht. In die­sem Zu­sam­men­hang bie­tet das Dis­kus­si­ons­pa­pier einen Über­blick über die In­ter­ak­tion der IFD/IFR mit den An­for­de­run­gen, die für Ver­wal­tungs­ge­sell­schaf­ten von Or­ga­nis­men für ge­mein­same An­la­gen in Wert­pa­pie­ren (OGAW) und Ver­wal­ter al­ter­na­ti­ver In­vest­ment­fonds (AIFM) gel­ten, die Mi­FID-Dienst­leis­tun­gen als Ne­ben­dienst­leis­tun­gen er­brin­gen, oder für Wert­pa­pier­fir­men, die Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit Krypto-As­sets an­bie­ten.
  • Vergütungs­stra­te­gien:

    De­tail­liert the­ma­ti­siert das Pa­pier die Vergütungs­po­li­tik und -prak­ti­ken im Zu­sam­men­hang mit der Vergütung von Wert­pa­pier­fir­men, AIFM und OGAW-Ver­wal­tungs­ge­sell­schaf­ten, ein­schließlich des An­wen­dungs­be­reichs, der Vergütungs­po­li­tik, der An­for­de­run­gen an va­ria­ble Vergütun­gen, ih­rer Be­auf­sich­ti­gung, Of­fen­le­gung und Trans­pa­renz.
  • Re­gu­lie­rung von bis­her nicht be­auf­sich­tig­ten Un­ter­neh­men:

    Die Be­hand­lung von Fir­men, die ge­genwärtig nicht oder we­nig re­gu­liert und auf den Wa­renmärk­ten tätig sind, wird in dem Dis­kus­si­ons­pa­pier eben­falls adres­siert. Der Be­richt macht deut­lich, dass eine ad­ap­tive Über­wa­chungs­land­schaft not­wen­dig ist, um mit dem Tempo des Fi­nanz­sek­tors Schritt zu hal­ten. An­ge­sichts neuer Fi­nanz­in­stru­mente und tech­no­lo­gi­scher Ent­wick­lun­gen muss der auf­sichts­recht­li­che Rah­men für Wert­pa­pier­fir­men so­wohl präven­tiv als auch fle­xi­bel aus­ge­legt sein. Be­son­ders das dy­na­mi­sche Feld der Krypto-As­sets und de­ren po­ten­zi­ell dis­rup­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf tra­di­tio­nelle Fi­nanzmärkte er­for­dern eine vor­aus­schau­ende und ro­buste Re­gu­lie­rung.

Die par­al­lel zur Kon­sul­ta­tion statt­fin­dende ad-hoc-Da­ten­er­he­bung soll eine fun­dierte Da­ten­grund­lage schaf­fen, um den Ge­setz­ge­bern eine fak­ten­ba­sierte Ent­schei­dungs­fin­dung zu ermögli­chen. Die Ein­bin­dung al­ler re­le­van­ten Sta­ke­hol­der, von Auf­sichts­behörden bis zu den be­trof­fe­nen Fir­men selbst, soll zu­dem si­cher­stel­len, dass die Per­spek­ti­ven der In­dus­trie hin­rei­chend berück­sich­tigt wer­den.

Hin­weis: Die bis 30.08.2024 lau­fende Kon­sul­ta­ti­ons­pe­riode bie­tet Ge­le­gen­heit zur Mit­wir­kung und Ein­fluss­nahme durch die be­trof­fe­nen Ak­teure und könnte in der Folge zu Re­for­men führen, die so­wohl kon­ven­tio­nelle Wert­pa­pier­dienst­leis­tun­gen als auch neu ent­ste­hende bzw. sich ständig wei­ter­ent­wi­ckelnde Markt­ak­ti­vitäten in Krypto-As­sets und ver­wand­ten Be­rei­chen ab­de­cken wer­den.

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