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Steuerberatung

Umsatzsteuerliche Behandlung der Energiepreisbremsen

Am 24.12.2022 sind das Strom­preis­brem­se­ge­setz und das Erd­gas-Wärme-Preis­brem­se­ge­setz in Kraft ge­tre­ten. Zweck der Ge­setze ist die Einführung von En­er­gie­preis­brem­sen, wel­che so­wohl un­ter­neh­me­ri­sch als auch pri­vat tätige Letzt­ver­brau­cher von den stark ge­stie­ge­nen En­er­gie­prei­sen ent­las­ten sol­len. Bei der um­satz­steu­er­li­chen Be­hand­lung und Rech­nungs­stel­lung er­ge­ben sich dar­aus ei­nige Be­son­der­hei­ten.

Auswirkungen im Überblick

  1. Das wurde be­schlos­sen: Ab dem 01.01.2023 wer­den Letzt­ver­brau­cher durch En­er­gie­preis­brem­sen von stei­gen­den En­er­gie­kos­ten ent­las­tet. Die En­er­gie­preis­brem­sen wer­den an En­er­gie­ver­sor­ger ge­zahlt, die diese an die Letzt­ver­brau­cher wei­ter­rei­chen.
  2. So wer­den die En­er­gie­preis­brem­sen be­han­delt: Um­satz­steu­er­recht­lich han­delt es sich bei der Zah­lung der En­er­gie­preis­bremse an die En­er­gie­ver­sor­ger um ein Ent­gelt von drit­ter Seite. Leis­tungs­be­zie­hun­gen durch die Zah­lung an die En­er­gie­ver­sor­ger ent­ste­hen nicht.
  3. Das ist zu be­ach­ten: Die En­er­gie­preis­brem­sen dürfen die Um­satz­steuer nicht min­dern. Vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigte Letzt­ver­brau­cher können sich die Vor­steuer aus der ge­sam­ten Strom- bzw. Gas- und Wärme­lie­fe­rung vom Fi­nanz­amt er­stat­ten las­sen.

So werden die Energiepreisbremsen behandelt

An­ge­sichts der auf­grund der Ukraine-Krise ge­stie­ge­nen En­er­gie­preise hat die Bun­des­re­gie­rung ver­schie­dene Hilfs­pro­gramme zur Ent­las­tung von Letzt­ver­brau­chern auf den Weg ge­bracht. Die En­er­gie­preis­brem­sen wer­den durch den Bund im Rah­men ei­nes Wert­sta­bi­li­sie­rungs­fonds und durch Ab­schöpfung von Über­ge­win­nen der Strom­er­zeu­ger fi­nan­ziert.

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Mit der Einführung von En­er­gie­preis­brem­sen für lei­tungs­ge­bun­de­nes Erd­gas und Wärme so­wie für Strom soll eine dau­er­hafte Ent­las­tung der Letzt­ver­brau­cher zwi­schen 01.01.2023 und 30.04.2024 er­reicht wer­den. Die Ent­las­tun­gen sind grundsätz­lich ge­genüber den Letzt­ver­brau­chern durch die Lie­fe­ran­ten bzw. den En­er­gie­ver­sor­ger zu gewähren.

U. a. für pri­vate Haus­halte und kleine und mitt­lere Un­ter­neh­men mit einem Gas­ver­brauch un­ter 1,5 Mio. kWh im Jahr wird der Gas­preis auf 12 Cent brutto pro Ki­lo­watt­stunde be­grenzt. Dies gilt für 80% des Jah­res­ver­brauchs des Vor­jahrs. Der Strom­preis für pri­vate Ver­brau­cher und kleine Un­ter­neh­men mit einem Strom­ver­brauch von bis zu 30 000 kWh pro Jahr wird bei 40 ct/kWh brutto, also in­klu­sive al­ler Steu­ern, Ab­ga­ben, Um­la­gen und Net­zent­gelte, be­grenzt. Dies gilt eben­falls für den Ba­sis­be­darf von 80% des pro­gnos­ti­zier­ten Ver­brauchs. Für In­dus­trie­kun­den liegt die Grenze bei 13 Cent zuzüglich Steu­ern, Ab­ga­ben und Um­la­gen für 70% des pro­gnos­ti­zier­ten Ver­brauchs.

Für die En­er­gie­ver­sor­ger be­steht hin­sicht­lich der Ent­las­tun­gen im Rah­men der Gas- und Wärme­preis­bremse ein Er­stat­tungs­an­spruch un­mit­tel­bar ge­gen den Bund. Die Er­stat­tung der Ent­las­tungs­beträge durch die Strom­preis­bremse an die Lie­fe­ran­ten er­folgt dem­ge­genüber durch den für die be­tref­fende Net­zent­nah­me­stelle re­gel­zo­nen­ver­ant­wort­li­chen Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber.

So­mit tre­ten diese An­sprüche der En­er­gie­ver­sor­ger ge­gen den Bund bzw. die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber an die Stelle der Zah­lung des Letzt­ver­brau­chers. Um­satz­steu­er­recht­lich han­delt es sich un­se­res Er­ach­tens und nach Auf­fas­sung des führen­den Bran­chen­ver­ban­des bei die­ser Zah­lung da­her um ein sog. Ent­gelt von drit­ter Seite für die Lie­fe­rung an den Letzt­ver­brau­cher.

Dies führt dazu, dass keine Leis­tungs­be­zie­hun­gen zwi­schen dem Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber und den En­er­gie­ver­sor­gern ent­ste­hen, son­dern le­dig­lich eine Leis­tung in Form der Strom- und Gas- oder Wärme­lie­fe­rung an den Letzt­ver­brau­cher vor­liegt.

Die En­er­gie­ver­sor­ger schul­den so­mit die Um­satz­steuer aus der ge­sam­ten un­ge­min­der­ten Strom­lie­fe­rung. Die Be­mes­sungs­grund­lage setzt sich so­mit aus der Zah­lung der Kun­den zzgl. der durch den Bund bzw. den Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber ge­leis­te­ten Er­stat­tungs­beiträge für die En­er­gie­preis­brem­sen zu­sam­men.

Kor­re­spon­die­rend hierzu ha­ben vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigte Letzt­ver­brau­cher einen Vor­steu­er­ab­zug aus der ge­sam­ten Lie­fe­rung, also vor Ab­zug der Preis­bremse.

Das ist zu beachten

In der prak­ti­schen Um­set­zung er­gibt sich durch die Be­hand­lung der Er­stat­tungs­beträge für En­er­gie­preis­brem­sen als Ent­gelt von drit­ter Seite für die Lie­fe­run­gen an den Letzt­ver­brau­cher ein erhöhtes um­satz­steu­er­recht­li­ches Ri­siko: Die­ses be­steht insb. in der Möglich­keit ei­ner fal­schen Rech­nungs­aus­stel­lung durch die En­er­gie­ver­sor­ger und ei­nes zu nied­ri­gen Vor­steu­er­ab­zu­ges durch den Letzt­ver­brau­cher.

Da­her emp­feh­len wir, dar­auf zu ach­ten, dass die Rech­nung nach dem fol­gen­den Mus­ter­bei­spiel aus­ge­stellt wird:

Netto in Euro

USt-Satz in %

USt-Betrag in Euro

Brutto in Euro

Rechnungsbetrag

100,00

19

19,00

119,00

Entlastung nach Energiepreisbremse

-10,00

Zahlbetrag

109,00

Wich­tig für Strom­kun­den: Vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigte Kun­den sind wei­ter­hin be­rech­tigt, die Vor­steuer in Höhe von 19 Euro aus der ge­sam­ten Strom­lie­fe­rung gel­tend zu ma­chen. Des­halb soll­ten Letzt­ver­brau­cher die er­hal­te­nen Rech­nun­gen auf den kor­rek­ten Aus­weis der Um­satz­steuer überprüfen, da­mit die volle Er­stat­tung der Vor­steuer durch das Fi­nanz­amt gewähr­leis­tet ist.

Wich­tig für En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men: Die En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men be­an­tra­gen die Er­stat­tung des Ent­las­tungs­be­tra­ges nach der En­er­gie­preis­bremse, im Bei­spiels­fall 10 Euro, beim Bund bzw. beim Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber.

Darüber hin­aus soll­ten En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men bei ih­ren Ab­rech­nun­gen dar­auf ach­ten, dass die Ent­las­tung nach der En­er­gie­preis­bremse nicht zu ei­ner Min­de­rung des Um­satz­steu­er­aus­wei­ses führt.

So­fern es sich bei den En­er­gie­lie­fer­verträgen um Verträge mit ver­ein­bar­ten Ab­schlags­zah­lun­gen han­delt, gel­ten grundsätz­lich die glei­chen Re­ge­lun­gen. Hier­bei ist dar­auf zu ach­ten, dass die vorab gewähr­ten Ent­las­tungs­beträge eben­falls Ab­schlags­zah­lun­gen von Drit­ter Seite dar­stel­len.

Hin­weis: Bis­lang hat die Fi­nanz­ver­wal­tung noch nicht zur um­satz­steu­er­li­chen Be­hand­lung der Strom- und Gas­preis­bremse Stel­lung ge­nom­men. In­so­weit bleibt die wei­tere Rechts­ent­wick­lung ab­zu­war­ten. Gerne un­terstützen wir Sie bei der um­satz­steu­er­li­chen Be­ur­tei­lung der un­ter­schied­li­chen Sach­ver­halte im Zu­sam­men­hang mit den En­er­gie­preis­bre­men und ei­ner de­tail­lier­ten Ein­ord­nung al­ler in die­sem Zu­sam­men­hang ent­ste­hen­den Ver­trags- und Leis­tungs­be­zie­hun­gen in Ih­rem Un­ter­neh­men.

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