6 Trends für die Baubranche im Jahr 2025
Die Bauindustrie verändert sich grundlegend. Treiber sind neue Technologien, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Drang zu nachhaltigen Lösungen. Aus Gesprächen mit Unternehmern, Vorständen und weiteren Entscheidern der Branche wird klar: Unternehmen, die sich frühzeitig anpassen und aktiv auf diese Entwicklungen reagieren, können ihre Marktstellung ausbauen und langfristig erfolgreich bleiben. Wir zeigen die sechs wichtigsten Trends und wie Sie diese für Ihr Unternehmen nutzen können.
1. Triste Zukunftsaussicht für den Wohnungsbau hält an
Der Wohnraumbedarf beläuft sich bis 2030 auf bis zu 385.000 neue Wohnungen pro Jahr. Die Bundesregierung strebt mit ihrem Wohnungsbauziel sogar 400.000 Fertigstellungen jährlich an. Doch die Realität sieht düster aus: Prognosen gehen davon aus, dass nur zwischen 160.000 und 240.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden – eine Lücke von bis zu 60 %. Infolge der rückläufigen Nachfrage bei steigender Unsicherheit und höheren Finanzierungskosten, haben sich die Insolvenzen in der Immobilienbranche dramatisch erhöht. Eine sprunghafte Erholung ohne einen grundlegenden Wandel in der Wohnungsbaupolitik ist unwahrscheinlich. Unternehmen der Wohnungsbauwirtschaft müssen die strategischen Weichen aktiv stellen.
Entwicklung Fertigstellungen von Wohnungen und Wohnraumbedarf [Tsd.]
Was sollten Unternehmen tun?
- Diversifizieren Sie Ihr Leistungsangebot, insbesondere bei starkem Fokus auf den Neubau, in Bereiche wie das Bauen im Bestand. So können Sie Ihre Marktchancen erhöhen und Risiken verteilen.
- Entwickeln Sie neue Wohnkonzepte, die auf effiziente Flächennutzung, kostengünstige Bauweisen und nachhaltige Materialien setzen. Ein flexibler Umgang mit den Marktanforderungen ist essenziell.
- Stärken Sie die Zusammenarbeit mit Kommunen und Investoren, um innovative und effiziente Wohnbauprojekte umzusetzen. Nur durch enge Kooperation können Hindernisse wie lange Genehmigungsprozesse überwunden werden.
- Aber Achtung: Reduzieren Sie ihre Abhängigkeiten durch Diversifikation sowohl im Produktportfolio als auch in den Zielgruppen.
2. Building Information Modeling (BIM) bricht die Silos der Gewerke auf
Die Digitalisierung bietet der Baubranche enorme Potenziale, die bisher nur unzureichend ausgeschöpft werden. Building Information Modeling (BIM) ist eine der wichtigsten digitalen Innovationen, die alle Phasen eines Bauprojekts effizient miteinander vernetzt. Von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Nutzung. Diese Methode fördert die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und reduziert Planungsfehler, Baukosten sowie Verzögerungen im Zeitablauf.
Potenziale vs. Fähigkeiten digitaler Lösungen in der Bauindustrie
Was sollten Unternehmen tun?
- Investieren Sie in BIM-Fähigkeiten, indem Sie Ihre Mitarbeitenden schulen und in die notwendige Software und Hardware investieren. Nur durch fundiertes Know-how können Sie von den Vorteilen profitieren.
- Vernetzen Sie sich digital mit Bauherren und Gewerken, um eine durchgängige und transparente Kommunikation und Datengrundlage zu gewährleisten. Dies fördert die effiziente Zusammenarbeit und verringert Komplikationen im Projektverlauf.
- Überwinden Sie initiale Hürden, indem Sie interne Prozesse anpassen und Ihre Mitarbeitenden frühzeitig in die BIM-Implementierung einbeziehen und entsprechend schulen.
- Aber Achtung: Die Umstellung auf BIM erfordert erhebliche Anfangsinvestitionen und Änderungen in den Arbeitsprozessen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie über ausreichend Ressourcen verfügen, um diese Transformation zu bewältigen.
3. Fachkräftemangel beschleunigt den Trend zum modularen und seriellen Bauen
Der anhaltende Fachkräftemangel im Baugewerbe stellt eine der größten Herausforderungen der Branche dar. Dieser Mangel beschleunigt den Trend zum modularen und seriellen Bauen. Vorgefertigte Bauteile werden genutzt, um Bauzeiten zu verkürzen und Personalressourcen effizienter zu nutzen. Durch die Standardisierung von Prozessen und Bauteilen kann die Produktivität deutlich gesteigert werden.
Baugenehmigungen im Hochbau [Tsd.] und Umfrage zur Personalrekrutierung
Was sollten Unternehmen tun?
- Standardisieren Sie Bauteile und Prozesse, um Bauvorhaben schneller und kosteneffizienter abzuwickeln. Nutzen Sie modulare Bauweisen, um Synergien zu schaffen und Projekte flexibler zu gestalten.
- Prüfen Sie die Standardisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Planung bis zur Umsetzung. Dadurch können Fehler minimiert und Zeitpläne eingehalten werden.
- Evaluieren Sie detaillierte Kosten-Nutzen-Szenarien, um sicherzustellen, dass die Implementierung serieller Bauweisen langfristig rentabel ist.
- Aber Achtung: Modulares Bauen erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch eine umfassende Neuausrichtung der internen Prozesse. Planen Sie genügend Zeit und Ressourcen für diese Umstellung ein.
4. Klima- und Ressourcenschonung zwingt die Bauindustrie zur Transformation
Nachhaltigkeit ist kein optionaler Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit. Der Druck, ressourcenschonend zu arbeiten und klimafreundliche Lösungen zu finden, steigt stetig. Förderungen und Finanzierungen werden zunehmend an Umweltauflagen und ESG-Zertifizierungen geknüpft. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Bauweisen umsteigen, sichern sich nicht nur Förderungen, sondern auch Wettbewerbsvorteile.
Emissionsziel des Gebäudesektors bis 2030 in Mio. t
Was sollten Unternehmen tun?
- Integrieren Sie Nachhaltigkeitsprinzipien in Ihr Geschäftsmodell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Achten Sie auf Materialeinsparungen und die Nutzung umweltfreundlicher Alternativen.
- Stellen Sie sich auf die ESG-Berichtspflichten ein, indem Sie Ihre Prozesse und Lieferketten so gestalten, dass sie den regulatorischen Anforderungen entsprechen.
- Integrieren Sie die Wiederverwendung und Recycling von Baumaterialien in Ihre Projekte. Dies senkt die Kosten und minimiert den Abfall.
- Aber Achtung: Vermeiden Sie opportunistische und kurzfristige Nachhaltigkeitsinitiativen. Die erfolgreiche Transformation von Geschäftsmodellen erfordert Zeit und Konstanz.
5. Konzerne nutzen M&A zur konsequenten Weiterentwicklung ihrer Portfolien
Mergers & Acquisitions (M&A) sind in der Baubranche zu einem zentralen Instrument geworden. Sie helfen, Unternehmen effizienter zu gestalten und Portfolios zu erweitern. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten bieten Akquisitionen von Mitbewerbern oder der Verkauf nicht-strategischer Geschäftsfelder die Möglichkeit, sich flexibel und zukunftssicher neu auszurichten.
Übernahmen und Verkäufe durch ausgewählte Baukonzerne seit 2022
Was sollten Unternehmen tun?
- Prüfen Sie fortlaufend Ihr Portfolio und identifizieren Sie Bereiche, die Potenzial zur aktiven Marktkonsolidierung oder zur Portfoliobereinigung bieten.
- Bilden Sie ein schlagkräftiges In-house M&A-Team oder arbeiten Sie mit erfahrenen Beratern, um Transaktionen effizient durchzuführen und Chancen zu erkennen, bevor es Ihre Wettbewerber tun.
- Etablieren Sie einen klaren Prozess für Post-Merger-Integrationen (PMI), um Synergien schnell zu realisieren und den Wert der Akquisition zu maximieren.
- Aber Achtung: M&A-Transaktionen können – auch außerhalb der M&A-Abteilung – erhebliche Ressourcen binden. Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen über die nötige Kapazität verfügt, um Akquisitionen bzw. Carve-outs erfolgreich umzusetzen.
6. Marktdynamik verlangt finanzwirtschaftliche Exzellenz
Makroökonomische Faktoren wie steigende Baukosten, sinkende Immobilienwerte und striktere Kreditauflagen zwingen Bauunternehmen dazu, sich verstärkt auf ihre finanzielle Stabilität zu konzentrieren. Die Zunahme notleidender Kredite (NPLs) in der Branche verdeutlicht die Herausforderungen, denen Bauträger und Entwickler gegenüberstehen.
Notleidende Kredite in deutscher Immobilien- und Bauwirtschaft
Was sollten Unternehmen tun?
- Implementieren Sie ein leistungsstarkes Cash-Management, das proaktiv Liquidität steuert und eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Investitionsspielräume bietet.
- Restrukturieren Sie unrentable Einheiten konsequent, um Kosten zu senken und Ihre Profitabilität zu steigern.
- Sichern Sie sich die notwendige Expertise, um Restrukturierungen und Finanzoptimierungen im laufenden Betrieb durchzuführen, ohne den Fokus auf das Tagesgeschäft zu verlieren.
- Aber Achtung: Die Implementierung eines Cash Offices und die Durchführung von Restrukturierungen erfordert erheblichen Aufwand. Planen Sie genügend Zeit und Ressourcen ein, um diese Aufgaben erfolgreich umzusetzen.
Fazit
Die Baubranche steht vor tiefgreifenden Herausforderungen, die von wirtschaftlicher Unsicherheit, technologischen Umbrüchen und den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit geprägt sind. Die identifizierten Trends verdeutlichen, dass Unternehmen proaktiv handeln müssen, um in einem dynamischen Marktumfeld bestehen zu können. Unternehmen, die diese nicht nur erkennen, sondern auch aktiv in ihre Strategien integrieren, können nicht nur die Risiken minimieren, sondern auch neue Chancen nutzen. Die Transformation erfordert jedoch vorausschauendes Handeln, ausreichende Ressourcen und ein klares Commitment auf allen Ebenen. Nur so können Unternehmen der Baubranche ihre Resilienz stärken und das Jahr 2025 erfolgreich gestalten.
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