Koalitionsverhandlungen: Quo vadis Steuerpolitik?

03.03.2025 | < 2 Minuten Lesezeit

Der neue Bundestag ist gewählt - nun geht es darum, dass schnell eine handlungsfähige Regierung gebildet wird. Mögliche Koalitionspartner sind CDU/CSU und die SPD. Doch wie groß ist deren Übereinstimmung in steuerpolitischen Themen?

Wir haben die Wahlprogramme von CDU/CSU und SPD analysiert. In nur wenigen Punkten ergeben sich inhaltliche Übereinstimmungen; in einigen gewichtigen Punkten besteht Dissens und zahlreiche Themen können als politische Verhandlungsmasse herangezogen werden.

Konsens

Einigkeit und damit eine zu erwartende hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit besteht zu diesen Themen:

Einkommensteuertarif

  • CDU/CSU: Schrittweise spürbare Abflachung des Einkommensteuertarifs und Erhöhung des Grundfreibetrags sowie Anpassung des Einkommensteuertarifs an die Inflation
  • SPD: Entlastung von Gering- und Normalverdienern (95 % der Einkommensteuerpflichtigen)

Überstunden / Mehrarbeit

Überstundenzuschläge bei Vollzeitarbeit sollen steuerfrei (und laut SPD zudem sozialversicherungsbeitragsfrei) gestellt werden.

Erbschaftsteuer

(Deutliche) Erhöhung der (persönlichen) Freibeträge

Stromsteuer / Energiesteuer

Absenkung der Stromsteuer und Netzentgelte

CO2-Abgabe

Erhalt der CO2-Abgabe als Instrument zum Klimaschutz

Dissens

Konträre Auffassungen bestehen zu folgenden Themen:

Höhe des Unternehmensteuersatzes (Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer)

  • CDU/CSU: Steuersenkung auf maximal 25 %
  • SPD: Keine pauschale Steuersenkung

Einkommensteuer

  • CDU/CSU: Deutliche Erhöhung der Einkommensgrenze für den Spitzensteuersatz
  • SPD: Stärkere Belastung der Spitzeneinkommen / Einführung einer international koordinierten Mindeststeuer für Superreiche (Milliardärssteuer)

Solidaritätszuschlag

  • CDU/CSU: Vollständige Abschaffung
  • SPD: Beibehaltung des Solidaritätszuschlags für die obersten 10 % der Einkommen

Erbschaftsteuer

  • CDU/CSU: Vereinfachung von Unternehmensnachfolgen, keine Belastung von Familienunternehmen in der Nachfolge in der Substanz
  • SPD: Reform der Erbschaft- und Schenkungsteuer, effektive Mindestbesteuerung für große Betriebsvermögen, Einführung vermögenshaltender Familienstiftungen

Vermögensteuer

  • CDU/CSU: Keine Vermögensteuer
  • SPD: Revitalisierung der Vermögensteuer für sehr hohe Vermögen

Verhandlungsmasse

Zu diesen Themen finden sich nur in jeweils einem der beiden Wahlprogramme Ausführungen:

Investitionsprämie

Die SPD möchte jede Unternehmensinvestition in Maschinen und Geräte mit 10 % der Anschaffungssumme über eine Steuererstattung fördern.

Abschreibungen

Laut CDU/CSU sollen AfA-Tabellen digitalisiert und Abschreibungsdauern aktualisiert werden. Turboabschreibungen sollen schnell möglich sein.

Verlustverrechnung

Die CDU will den Verlustrücktrag ausweiten und die Beschränkung des Verlustvortrags durch die Mindestbesteuerung abschaffen.

Mitteilungspflichten

Die SPD hält an der Einführung einer Mitteilungspflicht für innerstaatliche Steuergestaltungen fest.

Ehegattensplitting

CDU/CSU möchten am Ehegattensplitting festhalten.

Rentner auf dem Arbeitsmarkt

Laut CDU/CSU sollen Rentner, die über das gesetzliche Rentenalter hinaus freiwillig weiterarbeiten, ihr Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei ausbezahlt erhalten.

Mitarbeiterbeteiligungsprogramme

Nach den Plänen von CDU/CSU sollen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme attraktiver gemacht werden, insb. durch höhere steuerliche Freibeträge und durch eine Besteuerung erst zum Zeitpunkt der Veräußerung der Beteiligungen.

Abgeltungsteuer

Die SPD tritt für eine Abschaffung der Abgeltungsteuer und die Besteuerung der Einkünfte aus Kapitalvermögen über den regulären Einkommensteuertarif ein.

Finanztransaktionssteuer

Die SPD plädiert für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

Grunderwerbsteuer

CDU/CSU befürworten, dass die Länder einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenem und 150.000 Euro für jedes Kind beim erstmaligen Erwerb selbstgenutzten Wohneigentums gewähren können.

Umsatzsteuer

  • Die SPD befürwortet eine Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf Grundnahrungsmittel von 7 % auf 5 %.
  • CSU/CDU treten für eine Absenkung der Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie auf 7 % ein.