
US-Zölle und welche Möglichkeiten Unternehmen jetzt haben
Die beinahe täglichen Änderungen der US-Zollpolitik stellen die europäische Wirtschaft vor große Herausforderungen. Betroffene Unternehmen sollten nun verschiedene Handlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen.
Die volatile US-Zollpolitik hat regelmäßige Anpassungen der US-Einfuhrzölle zur Folge und führt u. a. für EU-Unternehmen zu erhöhten Kosten und einer reduzierten Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt. Folgende Handlungsalternativen können aktuell in Betracht gezogen werden:
Ansatz des Intercompany-Preises als Zollwert
Wird Ware beim Grenzübertritt nicht an den Endkunden verkauft, sondern zunächst an eine verbundene Gesellschaft, ist u. U. der Verkaufspreis geringer. Damit ist auch der Zollwert, also die Bemessungsgrundlage für die Ermittlung des Zolls, kleiner.
Die Abstimmung zwischen Steuer- und Zollabteilungen ist hier notwendig, um die Auswirkungen abzuwägen und optimale Ergebnisse zu erzielen.
Aufnahme von entsprechen Zollklauseln in Verträge
Es ist üblich, in Kaufverträgen Lieferklauseln zu vereinbaren. Auch Währungsrisiken werden häufig geregelt. Spätestens seit Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine werden auch immer häufiger außenwirtschaftsrechtliche Klauseln aufgenommen.
Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass auch Zollklauseln in Kaufverträge eingearbeitet werden sollten, um das Risiko von unvorhergesehenen Zöllen insbesondere im Rahmen von Langzeitverträgen oder Projekten angemessen abzufedern und zu verteilen.
Supply Chain Optimization
Die Anpassung der Lieferketten auf Länder, die mit geringeren US-Einfuhrzöllen belegt worden sind, kann relativ kurzfristig nur von Unternehmen umgesetzt werden, die bereits Gesellschaften und/oder Produktionsstätten in den entsprechenden Ländern haben. So können vorhandene Strukturen effektiv genutzt werden, um Lieferketten anzupassen und Zollabgaben zu sparen. Für Unternehmen ohne solche bestehenden Strukturen ist die Implementierung neuer Lieferketten hingegen aufgrund der volatilen US-Zollpolitik aktuell eher nicht zu empfehlen, da keine Planungssicherheit besteht.
Sog. „SKD“- und „CKD“-Verfahren
Lieferungen in Einzelteilen - Semi-Knocked-Down (SKD) oder Completely-Knocked-Down (CKD) - können sinnvoll sein, wenn die Verzollung der Einzelteile günstiger ist als die der fertigen Ware. Der Aufwand für dieses Vorgehen ist aufgrund der aufwändigen Umsetzung jedoch sehr hoch.
Nutzung von Freihandelszonen
Durch die Lagerung von Waren in Freihandelszonen können Zollzahlungen verzögert werden, da diese erst bei der tatsächlichen Einfuhr und damit den Eingang in den Wirtschaftskreislauf fällig werden. Somit können Liquiditätsvorteile geschaffen werden.
Fazit: Die aktuellen Handelsbedingungen erfordern proaktive Strategien, um die negativen Auswirkungen von Zöllen zu minimieren. Dies zeigt umso mehr:
- Das Thema des Zolls sollte frühzeitig in Einkaufs- und Vertriebsüberlegungen einbezogen werden.
- Ein Unternehmen sollte nicht nur seine „effective tax rate“ kennen, sondern auch die aktuelle Zollbelastung.
- Der Ursprung einer Ware bestimmt über die Höhe des Zolls, insofern sollten Unternehmen Stamm- und Bewegungsdaten ihrer Waren kennen.
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