Bedeutung von KI für Private Equity-Häuser

AI Status Quo Assessments als Portfolio-Werttreiber im PE-Sektor

17.04.2025 | 3 Minuten Lesezeit

Die digitale Transformation einschließlich Künstlicher Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren auch im Private-Equity(PE)-Sektor massiv an Bedeutung gewonnen. PE-Häuser erkennen zunehmend, dass digitale und speziell KI-gestützte Initiativen entscheidende Hebel für Wachstum und Wertsteigerung in ihren Beteiligungen sein können.

Einige aktuelle Kennzahlen unterstreichen diesen Trend eindrucksvoll:

  • Die Studie von Lünendonk & Hossenfelder und RSM Ebner Stolz „Künstliche Intelligenz im Rechnungswesen, der Jahresabschlusserstellung und der Wirtschaftsprüfung“ kam zu dem Ergebnis, dass bereits jeder dritte befragte Entscheider KI, z. B. in Form von Machine Learning, Deep Learning und Generative AI (34 %) verwendet.
  • 70 % der befragten PE-Investoren einer Studie der Private Equity International wollen in den kommenden Jahren gezielt in die eigene Digitalisierung oder die ihrer Portfoliounternehmen investieren.
  • Im letzten Report der S&P Global Market Intelligence gaben 88 % der Befragten an, dass sie bereits KI-Anwendungen nutzen, um Investitionsmöglichkeiten zu bewerten und Entscheidungen im Deal-Prozess zu unterstützen.
  • Experten schätzen zudem, dass KI weltweit jährlich zusätzliche Vermögenswerte von bis zu 4,4 Billionen US$ schaffen könnte – kein Wunder, dass 89 % der Führungskräfte Generative KI als eine der Top-3-Technologie-Prioritäten der kommenden Jahre einstufen. (1)

Diese Zahlen verdeutlichen: KI ist vom „Hype“ zum strategischen Muss - ebenso wie die digitale Transformation insgesamt - avanciert. Für PE-Häuser, die in einem kompetitiven Umfeld nach Rendite streben, bedeutet dies, die Chancen der Digitalisierung und KI frühzeitig und planvoll zu ergreifen – getreu dem Motto: „Disrupt or be disrupted!“.

Wertsteigerung in Portfoliounternehmen durch Digitalisierung und KI

Traditionell beruhten PE-Erfolge stark auf Finanzhebeln wie Fremdkapitaleinsatz und Multiple-Expansion. Doch angesichts steigender Einstiegspreise und höherer Finanzierungskosten greifen diese Hebel immer weniger. Operative Wertsteigerung rückt deshalb ins Zentrum – und genau hier kommen Digitalisierung und KI ins Spiel. Moderne und aufeinander abgestimmte IT-Landschaften (Infrastruktur - ERP - Dokumentenmanagement - Reporting etc.) sowie KI schaffen keinen Selbstzweck-Wert, sondern entfalten ihren Nutzen erst, wenn sie konkrete Geschäftsziele unterstützen: etwa das Kundenerlebnis verbessern, Umsatzkennzahlen steigern oder Kosten senken.

Top-Line-Effekte:

KI ermöglicht personalisierte Produkte und Dienstleistungen in großem Maßstab. Ein Beispiel aus der Praxis ist der Einsatz Generativer KI bei einem Maschinenbauer in der Fertigung. So können Kundenwünsche bzw. eingehende Anfragen schnell kalkuliert und Angebote vorbereitet werden. Das steigert sowohl die Kundenzufriedenheit, die Effizienz als auch den Umsatz.

Bottom-Line-Effekte:

KI hilft, Wissen bereitzustellen, Prozesse zu automatisieren und zu optimieren. Typische Anwendungsfelder sind Chatbots und intelligente Robotic Process Automation. Hierdurch lassen sich Kosten reduzieren, Mitarbeiter entlasten und die EBITDA-Margen steigern.

AI Status Quo Assessments: Reifegrad messen, Disruptionsrisiken erkennen

Vor allem in PE-Häusern, in denen Portfoliounternehmen in ganz unterschiedlichen Branchen und Digitalisierungsstadien bestehen, ist es wichtig, zunächst den Reifegrad eines Unternehmens und dessen Risiken zu verstehen. Due Diligence ist hier das bewährte Mittel in der Praxis, deckt aber häufig nicht alle bedeutsamen Bereiche ab.

AI Status Quo Assessments sind dafür ein probates Mittel: Sie decken auf, inwieweit das Geschäftsmodell durch KI profitieren oder bedroht werden kann, ob die benötigte Daten- und Infrastruktur vorhanden ist, ob die Organisation kulturell bereit für KI-getriebene Veränderungen ist und welche Compliance-Vorgaben es zu beachten gilt.

Nutzen:

Status Quo Assessments sind notwendig, um realistisch einzuschätzen, ob und wie KI zu konkreten Wertsteigerungen beitragen kann. Sie helfen zudem, Prioritäten bei der Ressourcenverteilung zu setzen, um im gesamten Portfolio gezielt zu investieren.

Anwendungsbereiche:

Idealerweise werden AI Status Quo Assessments bereits in der Due Diligence eingesetzt, um Chancen und Risiken des Zielunternehmens zu bewerten. Im laufenden Betrieb liefern sie die Grundlage für die weitere Wertsteigerungsplanung: Wo lohnt sich KI am meisten? Welche Use Cases haben das höchste Potenzial?

Strategische Umsetzung: PE-Häuser als Wegbereiter der AI Journey

Damit KI-Initiativen im Portfolio erfolgreich sind, müssen PE-Häuser selbst als „Enabler“ auftreten. Ein typischer Fahrplan könnte so aussehen:

  1. Entwicklung einer proaktiven KI-Strategie: Das Management muss KI frühzeitig als strategische Priorität anerkennen und einen Verantwortlichen benennen.
  2. AI Status Quo Assessments: Alle bestehenden und potenziellen Portfoliounternehmen sollten auf ihren digitalen Reifegrad hin geprüft werden.
  3. Förderung des Austauschs zwischen den Unternehmen: Gute KI-Lösungen oder Best Practices sollen im gesamten Portfolio skalierbar sein.
  4. Pilotprojekte starten: Erste Quick Wins zeigen, welches Potenzial KI im konkreten Unternehmenskontext hat, und sorgen für Akzeptanz.
  5. Ganzheitliches Change-Management: KI-Einführung ist kein reines IT-Projekt – Mitarbeiter sind einzubinden, Schulungen durchzuführen und Compliance-Anforderungen müssen erfüllt werden.

KI bietet PE-Häusern einen mächtigen Hebel, um operative und strategische Wertpotenziale in ihren Beteiligungen auszuschöpfen. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein strukturiertes Vorgehen, bei dem PE-Häuser ihre Portfoliounternehmen mit Hilfe von AI Status Quo Assessments gezielt analysieren und die richtigen KI-Projekte priorisieren. Durch effektive Umsetzung und kulturellen Wandel können PE-Häuser mit KI nicht nur Effizienzgewinne generieren, sondern auch völlig neue Geschäftspotenziale erschließen. Die Zukunft gehört denen, die heute die Voraussetzungen für eine erfolgreiche AI Journey schaffen.

 

(1) Goldman Sachs – Studie zu Generativer KI (März 2024)