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Steuerberatung

Verfassungsrechtliche Zweifel hinsichtlich der Höhe der Aussetzungszinsen

In einem Ver­fah­ren des einst­wei­li­gen Rechts­schut­zes äußert das FG München ernst­li­che recht­li­che Zwei­fel an der Ver­fas­sungsmäßig­keit der Höhe der Aus­set­zungs­zin­sen von 0,5 % pro Mo­nat der Aus­set­zung für Ver­zin­sungs­zeiträume ab 2019.

Mit Be­schluss vom 24.06.2024 (Az. 7 V 11/24) führt das FG München dazu aus, dass den Ver­zin­sungs­tat­beständen nach §§ 233 ff. AO ins­ge­samt ein ty­pi­sier­ter Vor­teils­aus­gleich we­sen­sim­ma­nent ist. So hatte auch der BFH mit Ur­teil vom 01.07.2024 (Az. IX R 31/13, BStBl. II 2014, S. 925) ent­schie­den, dass mit der Ver­zin­sungs­pflicht aus­ge­setz­ter Steu­er­beträge we­nigs­ten zum Teil der Zins­vor­teil ab­ge­schöpft wer­den soll.

Zwar habe das BVerfG in sei­nem Be­schluss vom 08.07.2021 (Az. 1 BvR 2237/14) zur Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Höhe des Zins­sat­zes zur Ver­zin­sung von Steu­er­nach­zah­lun­gen und -er­stat­tun­gen ex­pli­zit da­von ab­ge­se­hen, die Un­ver­ein­bar­keits­erklärung auf an­dere Ver­zin­sungs­tat­bestände der AO aus­zu­deh­nen. Dar­aus sei aber keine in­halt­li­che ver­fas­sungs­recht­li­che Prüfung der Re­ge­lung der Aus­set­zungs­zin­sen zu schluss­fol­gern.

Das FG München fol­gert aber aus dem Re­ge­lungs­kon­zept ei­ner ein­heit­li­chen und ty­pi­sier­ten Er­mitt­lung ei­nes Zins­vor­teils bei den ein­zel­nen Ver­zin­sungs­tat­beständen nach §§ 233 ff. AO, dass auch die Höhe der Aus­set­zungs­zin­sen, wie durch das BVerfG für Ver­zin­sun­gen von Steu­er­nach­zah­lun­gen und -er­stat­tun­gen ent­schie­den, für Ver­zin­sungs­zeiträume ab 01.01.2019 ver­fas­sungs­wid­rig ist.

Hin­weis: Bis­lang ha­ben sich die Fi­nanz­ge­richte für eine Ver­fas­sungs­kon­for­mität der Höhe der Aus­set­zungs­zin­sen aus­ge­spro­chen (FG Ba­den-Würt­tem­berg, rechtskräfti­ges Ur­teil vom 11.05.2023, Az. 1 K 180/22, so­wie FG Müns­ter, rechtskräfti­ger Be­schluss vom 10.02.2023, Az. 3 V 2464/22, und Ur­teil vom 08.03.2023, Az. 6 K 2094/22 E). Ge­gen das letzt­ge­nannte Ur­teil ist al­ler­dings beim BFH die Re­vi­sion un­ter dem Az. VIII R 9/23 anhängig.

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