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Steuerberatung

BFH bestätigt EuGH-Rechtsprechung und schränkt Recht zum Vorsteuerabzug einer Führungsholding ein

Nach­dem der EuGH mit Ur­teil vom 08.09.2022 (Rs. C-98/21) auf ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen des BFH be­reits da­hin­ge­hend ge­ant­wor­tet hatte, dass das Recht auf Vor­steu­er­ab­zug ei­ner Führungs­hol­ding nicht be­steht, wenn Ein­gangs­leis­tun­gen als un­ent­gelt­li­cher Ge­sell­schaf­ter­bei­trag in Toch­ter­ge­sell­schaf­ten ein­ge­legt wer­den, fasst der BFH nun dazu das Fol­geur­teil mit ent­spre­chen­dem Er­geb­nis.

Hintergrund der Entscheidung

Laut Ur­teil des BFH vom 15.02.2023 (Az. XI R 24/22 (XI R 22/18), DStR 2023, S. 1531) ist der Vor­steu­er­ab­zug für Ein­gangs­leis­tun­gen ei­ner Führungs­hol­ding zu ver­sa­gen, die nicht in einem di­rek­ten und un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang mit den ei­ge­nen Umsätzen der Hol­ding, son­dern mit den Umsätzen Drit­ter (der Toch­ter­ge­sell­schaf­ten) ste­hen und kei­nen Ein­gang in den Preis der an die Toch­ter­ge­sell­schaf­ten er­brach­ten steu­er­pflich­ti­gen Umsätze fin­den.

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In dem Ur­teils­fall be­zog eine Hol­ding­ge­sell­schaft Ar­chi­tek­ten- und Pla­nungs­leis­tun­gen, die sie je­doch nicht für ihre ei­ge­nen steu­er­pflich­ti­gen Aus­gangs­leis­tun­gen ver­wen­dete, son­dern in ihre Toch­ter­ge­sell­schaf­ten als Ge­sell­schaf­ter­bei­trag ein­legte. Bei Di­rekt­be­zug durch die je­wei­lige Toch­ter­ge­sell­schaft wäre der Vor­steu­er­ab­zug aus­ge­schlos­sen ge­we­sen, weil die Leis­tun­gen auf Ebene der Toch­ter­ge­sell­schaft in steu­er­freie Grundstücks­umsätze ein­gin­gen. Ne­ben den un­ent­gelt­li­chen Ge­sell­schaf­ter­beiträgen er­brachte die Hol­ding ent­gelt­li­che Buchführungs- und Ge­schäftsführungs­leis­tun­gen an die Toch­ter­ge­sell­schaft.

Hin­weis: Auf die EuGH-Ent­schei­dung ha­ben wir be­reits im Sep­tem­ber 2022 mit einem Um­satz­steuer Im­puls hin­ge­wie­sen (vgl. Um­satz­steuer Im­puls vom 15.09.2022). Die Ge­sell­schaf­ter­beiträge führ­ten auf Ebene der Hol­ding nicht zu ei­ner Ver­steue­rung als un­ent­gelt­li­che Wert­ab­gabe, da Ge­gen­stand der Sach­leis­tun­gen reine Dienst­leis­tun­gen (Werkleis­tun­gen) und keine Ein­lage körper­li­cher Ge­genstände bspw. in Form von Werklie­fe­run­gen wa­ren.

Was bedeutet das für Sie in der Praxis?

Grundsätz­lich bestäti­gen EuGH und BFH die bis­her auf­ge­stell­ten Grundsätze zum Vor­steu­er­ab­zugs­recht ei­ner Führungs­hol­ding. Ein Vor­steu­er­ab­zugs­recht aus All­ge­mein­auf­wen­dun­gen ist grundsätz­lich ge­ge­ben, da in­so­weit ein Be­zug für die wirt­schaft­li­che Tätig­keit und da­mit eine Berück­sich­ti­gung in den Kos­ten­ele­men­ten der Hol­ding un­ter­stellt wird. Ein­schränkun­gen be­ste­hen bspw. dann, wenn die Hol­ding auch steu­er­freie Umsätze (etwa im Zu­sam­men­hang mit Dar­le­hens­gewährun­gen) tätigt.

Al­ler­dings ist nun­mehr auch bei ei­ner rei­nen Führungs­hol­ding ein Leis­tungs­be­zug für den außer­un­ter­neh­me­ri­schen Be­reich mit Be­schränkun­gen beim Vor­steu­er­ab­zug denk­bar, zu­min­dest dann - wie die­ser außer­gewöhn­li­che Fall ge­zeigt hat -, wenn die Leis­tungs­bezüge un­mit­tel­bar für Aus­gangs­umsätze der Toch­ter­ge­sell­schaf­ten be­stimmt sind.

Hin­weis: Ge­ne­rell soll­ten Hol­ding­ge­sell­schaf­ten bei Leis­tungs­be­zug den Kon­nex zur ei­ge­nen un­ter­neh­me­ri­schen Tätig­keit - wie bis­her - aus­rei­chend do­ku­men­tie­ren. Hier­bei gilt es fortan, den durch den EuGH auf­ge­zeig­ten Rah­men zu be­ach­ten. Die Möglich­keit ent­gelt­li­cher Leis­tungs­er­brin­gun­gen sollte geprüft und - so­weit möglich - im­ple­men­tiert wer­den.

Un­ter­neh­men, die von der dem Ur­teil zu­grun­de­lie­gen­den (nicht alltägli­chen) Ge­stal­tungs­op­tion Ge­brauch ge­macht ha­ben, soll­ten mit einem steu­er­li­chen Be­ra­ter ab­stim­men, ob wei­te­rer Hand­lungs­be­darf be­steht. Ge­ne­rell gilt, dass Hol­ding­ge­sell­schaf­ten beim Be­zug von Dienst­leis­tun­gen aus­rei­chend den Be­zug für das ei­gene Un­ter­neh­men do­ku­men­tie­ren soll­ten.

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