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Vorsteuervergütung: Eigenhändige Unterschrift des gesetzlichen Vertreters erforderlich

FG Köln 25.8.2015, 2 K 975/14

Nach § 18 Abs. 9 S. 5 UStG ist der Vergütungs­an­trag vom Un­ter­neh­mer ei­genhändig zu un­ter­schrei­ben. Auf die nicht im Ge­mein­schafts­ge­biet ansässi­gen Steu­er­pflich­ti­gen fin­det nach Art. 171 Abs. 2 der Richt­li­nie 2006/112/ EG des Ra­tes vom 28.11.2006 über das ge­mein­same Mehr­wert­steu­er­sys­tem (Mehr­wert­steu­er­sys­tem­richt­li­nie) die Drei­zehnte Richt­li­nie des Ra­tes vom 17.11.1986 (86/560/EWG, ABl L 326/1986, 40) An­wen­dung.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist eine in den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten ansässige Ge­sell­schaft. Sie hatte im April 2009 beim be­klag­ten Fi­nanz­amt die Vergütung von Vor­steuer im Rah­men des be­son­de­ren Ver­fah­rens nach § 18 Abs. 9 UStG i.V.m. §§ 59 ff. UStDV i.H.v. 2.850 € für den Zeit­raum Juli bis Sep­tem­ber 2008 be­an­tragt. Der An­trag ent­hielt im Un­ter­schrif­ten­feld den Stem­pel der Kläge­rin so­wie die Un­ter­schrift ei­nes als "Fi­nance Di­rec­tor" täti­gen Mit­ar­bei­ters M. Dem An­trag war eine Ko­pie ei­ner vom "Di­rec­tor Ge­ne­ral" un­ter­zeich­ne­ten Bestäti­gung, wo­nach M. zur Un­ter­zeich­nung aus­ge­hen­der Kor­re­spon­den­zen be­tref­fend die Um­satz­steuer be­vollmäch­tigt ist.

Im Fe­bruar 2010 wies das Fi­nanz­amt dar­auf hin, dass der An­trag nicht den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen an eine ei­genhändige Un­ter­schrift des Un­ter­neh­mers genüge. Die Kläge­rin wurde auf­ge­for­dert, bin­nen ei­nes Mo­nats nach Be­kannt­gabe des Hin­weis­schrei­bens einen ei­genhändig vom Un­ter­neh­mer un­ter­schrie­be­nen An­trag im Ori­gi­nal so­wie zum Nach­weis der Un­ter­schrifts­be­rech­ti­gung einen ak­tu­el­len Aus­zug aus dem Han­dels­re­gis­ter in Ko­pie ein­zu­rei­chen.

Im Juli 2010 ging ein mit Schrei­ben des Zu­stel­lungs­ver­tre­ters der Kläge­rin über­sand­ter, im Ver­gleich zum An­trag aus April 2009 in­halts­glei­cher, nun­mehr je­doch von G., "Di­rec­tor Ge­ne­ral", un­ter­zeich­ne­ter Vor­steu­er­vergütungs­an­trag für den Streit­zeit­raum beim Fi­nanz­amt ein. Die­sem An­trag war eine Erklärung der Kläge­rin, wo­nach G. "Hand­lungs­be­vollmäch­tig­ter" der Kläge­rin und be­fugt sei, das Un­ter­neh­men recht­lich zu bin­den und zu ver­tre­ten, bei­gefügt. Mit Be­scheid aus Sep­tem­ber 2010 lehnte das Fi­nanz­amt die Vor­steu­er­vergütung a. Es war der An­sicht, dass der An­trag nicht ei­genhändig vom an­trag­stel­len­den Un­ter­neh­mer un­ter­zeich­net wor­den sei und zu­dem die an­ge­for­der­ten Un­ter­la­gen in­ner­halb der hierfür ge­setz­ten Frist nicht bei­ge­bracht wor­den seien.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Das Ver­fah­ren ist mitt­ler­weile beim BFH un­ter dem Az.: V B 86/15 anhängig.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat die von der Kläge­rin be­an­tragte Vor­steu­er­vergütung gem. § 18 Abs. 9 UStG i.V.m. §§ 59 ff. UStDV in der für den Vergütungs­zeit­raum 2008 gel­ten­den Fas­sung zu Recht ab­ge­lehnt, da die Kläge­rin in­ner­halb der An­trags­frist man­gels aus­rei­chen­der Un­ter­schrift kei­nen rechts­wirk­sa­men Vor­steu­er­vergütungs­an­trag ge­stellt hatte.

Nach § 18 Abs. 9 S. 5 UStG ist der Vergütungs­an­trag vom Un­ter­neh­mer ei­genhändig zu un­ter­schrei­ben. Diese na­tio­na­len Vor­schrif­ten be­ru­hen für An­trag­stel­ler aus dem Ge­mein­schafts­ge­biet für bis Ende 2009 ge­stellte Vergütungs­anträge nach der ge­mein­schafts­recht­li­chen Vor­gabe des Art. 17 Abs. 4 der Sechs­ten Richt­li­nie des Ra­tes vom 17.5.1977 zur Har­mo­ni­sie­rung der Rechts­vor­schrif­ten der Mit­glied­staa­ten über die Um­satz­steuer - Ge­mein­sa­mes Mehr­wert­steu­er­sys­tem: ein­heit­li­che steu­er­pflich­tige Be­mes­sungs­grund­lage (77/388/EWG) auf­grund der hierfür maßgeb­li­chen Ach­ten Richt­li­nie des Ra­tes vom 6.12.1979 (79/1072/EWG, ABl. EG Nr. L 331/1979), für ab 2010 ge­stellte Vergütungs­anträge auf der Mehr­wert­steu­er­er­stat­tungs-RL (Richt­li­nie 2008/9/EG des Ra­tes vom 12.2.2008).

Zwar gilt die Achte Richt­li­nie nur für die Er­stat­tung von Vor­steu­ern an im Ge­mein­schafts­biet ansässige Steu­er­pflich­tige. Auf die nicht im Ge­mein­schafts­ge­biet ansässi­gen Steu­er­pflich­ti­gen - wie hier - fin­det hin­ge­gen nach Art. 171 Abs. 2 der Richt­li­nie 2006/112/ EG des Ra­tes vom 28.11.2006 über das ge­mein­same Mehr­wert­steu­er­sys­tem (Mehr­wert­steu­er­sys­tem­richt­li­nie) die Drei­zehnte Richt­li­nie des Ra­tes vom 17.11.1986 (86/560/EWG, ABl L 326/1986, 40) An­wen­dung. Nach Art. 3 Abs. 1 S. 2 der Drei­zehn­ten Richt­li­nie be­stimm­ten die Mit­glied­staa­ten die Mo­da­litäten für die An­trag­stel­lung zur Er­stat­tung der Mehr­wert­steuer. Die Er­stat­tung darf nach Art. 3 Abs. 2 der Drei­zehn­ten Richt­li­nie nicht zu güns­ti­ge­ren Be­din­gun­gen er­fol­gen als für in der Ge­mein­schaft ansässige Steu­er­pflich­tige. Da­bei können die Mit­glied­staa­ten gem. Art. 4 Abs. 2 der Drei­zehn­ten Richt­li­nie die Er­stat­tung von zusätz­li­chen Be­din­gun­gen abhängig ma­chen.

Nach die­sen Vor­ga­ben hat die Kläge­rin im Streit­fall die für die Ein­rei­chung ei­nes wirk­sa­men Vergütungs­an­trags maßgeb­li­che An­trags­frist nach § 18 Abs. 9 S. 3 UStG, die für den strei­ti­gen Vergütungs­zeit­raum Juli bis Sep­tem­ber 2008 am 30.6.2009 ab­ge­lau­fen war, nicht ge­wahrt. Vom Er­for­der­nis der ei­genhändi­gen Un­ter­schrift bei in Dritt­staa­ten ansässi­gen Un­ter­neh­mern konnte we­der auf­grund der EuGH-Recht­spre­chung in der Sa­che Yaesu Eu­rope BV (Urt. v. 3.12.2009, C-433/08) noch auf­grund der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik des § 18 Abs. 9 UStG oder nach der Drei­zehn­ten Richt­li­nie ab­ge­wi­chen wer­den. Zwar hatte der EuGH ent­schie­den, dass das Er­for­der­nis ei­ner "ei­genhändi­gen Un­ter­schrift" ge­gen Art. 6 i.V.m. An­hang A der Ach­ten Richt­li­nie ver­stoße und dass die Un­ter­schrift ei­nes Be­vollmäch­tig­ten aus­rei­chend sei. Al­ler­dings be­trifft der dem EuGH-Ur­teil zu­grunde lie­gende Sach­ver­halt einen im Ge­mein­schafts­ge­biet ansässi­gen Un­ter­neh­mer. Es ist nicht auf Un­ter­neh­mer zu er­stre­cken, die - wie die Kläge­rin - im Dritt­land­ge­biet ansässig sind.

Link­hin­weis:

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