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Wann liegt ein Grundstückserwerb durch eine GbR vor?

FG Düsseldorf 14.1.2015, 7 K 3532/14 GE

Zwar be­wirkt die Ein­tra­gung in das Grund­buch nicht kon­sti­tu­tiv das Ei­gen­tum des Ein­ge­tra­ge­nen, son­dern gibt nur die durch die Auf­las­sung her­bei­geführte ma­te­ri­elle Rechts­lage wie­der. Ein Grundstück­ser­werb durch eine GbR wird al­ler­dings ver­neint, wenn im Grund­buch "je ½ Mit­ei­gen­tums­an­teil" ohne einen auf eine ge­samthände­ri­sche Bin­dung ver­wei­sen­den Zu­satz vor­ge­nom­men wurde.

Der Sach­ver­halt:
A und B wa­ren im Grund­buch als Mit­ei­gentümer zu je ½ ei­nes Grundstücks ein­ge­tra­gen. Die­ses hat­ten sie mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 23.7.2007 zu je ½ Mit­ei­gen­tums­an­teil in Bruch­teils­ge­mein­schaft er­wor­ben. Sie wa­ren Ge­sell­schaf­ter der Kläge­rin, ei­ner GbR, die sie am 24.10.2007 "ab dem 24.10.2007" gegründet hat­ten. Zweck der Ge­sell­schaft war gem. § 2 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges der Er­werb und die Ver­wal­tung des Grundstücks.

Am 14.7.2014 ließen A und B beim No­tar eine Ver­trags­ergänzung be­ur­kun­den. Da­nach wa­ren sich die Er­schie­ne­nen ei­nig, dass die GbR die Grund­be­sit­zung be­reits im De­zem­ber 2007 in Be­sitz ge­nom­men und be­wirt­schaf­tet hatte. Mit der Ein­brin­gung der Grund­be­sit­zung in die GbR sollte die Grund­buch­lage mit der wirt­schaft­li­chen Lage in Übe­rein­stim­mung ge­bracht wer­den.

Kurz dar­auf setzte der Be­klagte ge­genüber der Kläge­rin Grund­er­werb­steuer i.H.v. 6.616 € nach ei­ner ge­schätz­ten Be­mes­sungs­grund­lage von 264.666 € un­ter Berück­sich­ti­gung der an­tei­li­gen Steu­er­be­frei­ung nach § 5 Abs. 3 GrEStG  fest. Hier­ge­gen wandte sich die Kläge­rin. Sie war der An­sicht, das Grundstück gehöre be­reits seit 2007 zum ih­rem Vermögen. Nach dem Ge­sell­schafts­ver­trag vom 24.10.2007 sei Zweck der Ge­sell­schaft der Er­werb und die Ver­wal­tung des Grund­be­sit­zes ge­we­sen.

Das FG wies die Klage ab.

Die Gründe:
Die Ein­brin­gung durch Ver­trag vom 7.7.2014 un­ter­lag der Grund­er­werb­steuer nach § 1 Abs. 1 Nr. 1 GrEStG. Es lag ein Er­werbs­vor­gang vor, der einen Recht­sträger­wech­sel be­wirkt hatte. Denn das Grundstück stand zu­vor nicht im Ge­samt­hand­sei­gen­tum der Kläge­rin, son­dern gehörte A und B, den früheren al­lei­ni­gen Ge­sell­schaf­tern der GbR, je zur Hälfte in Bruch­teils­ei­gen­tum. In­fol­ge­des­sen wa­ren diese auch als Ei­gentümer zu je ½ An­teil im Grund­buch ein­ge­tra­gen.

Zwar be­wirkt die Ein­tra­gung in das Grund­buch nicht kon­sti­tu­tiv das Ei­gen­tum des Ein­ge­tra­ge­nen, son­dern gibt nur die durch die Auf­las­sung her­bei­geführte ma­te­ri­elle Rechts­lage wie­der. Die Ein­tra­gung im Grund­buch war hier je­doch nicht feh­ler­haft, son­dern ent­sprach dem be­ur­kun­de­ten Wil­len der Ver­trags­par­teien. Schließlich hat­ten A und B das Grundstück 2007 zu "je ½ Mit­ei­gen­tums­an­teil in Bruch­teils­ge­mein­schaft" er­wor­ben. Zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses am 23.7.2007 be­stand zu­dem die erst am 24.10.2007 gegründete BGB-Ge­sell­schaft noch nicht.

Et­was an­de­res er­gab sich auch nicht dar­aus, dass die GbR im Jahr 2007 noch nicht grund­buchfähig war. Die BGB-Ge­sell­schaft selbst als Be­rech­tigte konnte  erst nach An­er­ken­nung der "for­mel­len Grund­buchfähig­keit" durch den BFH-Be­schluss vom 4.12.2008 (Az.: V ZB 74/08) im Grund­buch ein­ge­tra­gen wer­den. Die Vor­schrif­ten des § 899a BGB, § 47 GBO sind dem ent­spre­chend im Jahr 2009 ein­geführt bzw. geändert wor­den. Vor­her konn­ten im Grund­buch als Be­rech­tigte nicht die BGB-Ge­sell­schaft selbst, son­dern gem. § 47 GBO a.F. nur de­ren Ge­sell­schaf­ter "in ge­samthände­ri­scher Ver­bun­den­heit" ein­ge­tra­gen wer­den. Eine sol­che Ein­tra­gung der bei­den früheren Mit­ei­gentümer war aber 2007 ge­rade nicht er­folgt.

Auch aus dem Ab­schluss des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges vom 24.10.2007 er­gab sich keine an­dere Be­ur­tei­lung. Die­ser Ver­trag ent­hielt keine Re­ge­lung darüber, dass das Grund­vermögen zu Ge­sell­schafts­vermögen wird und sich da­durch die Ei­gen­tums­verhält­nisse von Bruch­teils- in Ge­samt­hand­sei­gen­tum ändern soll­ten. Eine der­ar­tige Re­ge­lung wäre im Übri­gen nach § 311 b BGB no­ta­ri­ell zu be­ur­kun­den ge­we­sen, woran es hier fehlte.

Link­hin­weis:

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