Frauen in der internationalen Steuerberatung: Women of International Fiscal Association Network (WIN)
RSM Ebner Stolz unterstützt das WIN-Netzwerk. Über die Mehrwerte sprechen wir mit Eva Greil und Susann van der Ham.
Bei den Mitarbeitenden von RSM Ebner Stolz beträgt der Frauenanteil mehr als 55 % - und im Steuerbereich ist er besonders hoch. Und mit der Female Leadership-Initiative fördert RSM Ebner Stolz gezielt Frauen, um sie in Führungspositionen zu bringen, denn Frauen in Führungspositionen sind längst überfällig und bringen deutliche Mehrwerte. Deshalb liegt es nahe, dass RSM Ebner Stolz das Netzwerk „Women of International Fiscal Association Network" (WIN) unterstützt. WIN repräsentiert und verbindet Expertinnen des internationalen Steuerrechts innerhalb der International Fiscal Association (IFA) und ist in über 70 Ländern als Teil der Dachorganisation IFA aktiv. Die IFA steht für eine dynamische internationale Steuergemeinschaft mit mehr als 13.000 Mitgliedern aus aller Welt. Wir sprechen mit Eva Greil, LL.M, (Syndikus-)Rechtsanwältin und Geschäftsführerin beim Institut Finanzen und Steuern (ifst) und Susann van der Ham, Diplom-Kauffrau und Steuerberaterin (beide leiten gemeinsam das WIN Netzwerk in Deutschland) über dieses Netzwerk und die besonderen Herausforderungen von Frauen in der Steuerberaterbranche.
Liebe Eva und liebe Susann, gleich zu Beginn eine etwas ketzerische Frage: Warum braucht es neben der Dachorganisation IFA ein Netzwerk für Frauen?
Die Zielsetzung der WIN ist es, Frauen im internationalen Steuerrecht zu vernetzen und Frauen auf den vielfältigen Veranstaltungen, Seminaren und Konferenzen zum Internationalen Steuerrecht präsenter zu machen. Ein solches Frauennetzwerk hat sich in vielen Ländern bewährt und wir wollten daher den weiblichen Steuerexpertinnen in Deutschland auch eine solche Plattform ermöglichen. Bis zu unserer Gründung in 2016 war der Frauenanteil auf den diversen Panels deutlich geringer als der Anteil der weiblichen Berufsträger. Diesem Ungleichgewicht wollten wir u. a. mit eigenen Veranstaltungen entgegenwirken. Dabei möchten wir betonen, dass unsere Veranstaltungen immer auch für alle am Steuerrecht Interessierten offen sind!
Warum müssen sich Frauen im Metier der Steuerberatung besonderen Herausforderungen stellen und welche sind dies?
Die Herausforderungen von Frauen in der Steuerberatung unterscheiden sich nicht von den Herausforderungen, die jeder genderunabhängig hat, der berufliche und private Verpflichtungen unter einen Hut bringen muss. Bei Frauen kommt dabei aber das Networking oft zu kurz. Wir bieten neben fachlicher Weiterentwicklung eben auch eine Plattform für den beruflichen Austausch außerhalb von Fachfragen an und verbinden somit zwei wichtige Aspekte, für die häufig neben den vielfältigen anderen Verpflichtungen nur wenig Zeit bleibt.
Und welche Ziele hat sich WIN konkret gesetzt, um Frauen im Bereich der internationalen Steuergemeinschaft zu unterstützen?
Um die Sichtbarkeit der weiblichen Mitglieder innerhalb der IFA in Deutschland zu erhöhen, verfolgt WIN folgende Ziele:
- Aufbau eines internationalen und vertrauenswürdigen Empfehlungsnetzwerks für Frauen im internationalen Steuerwesen,
- Erhöhung des Anteils von Rednerinnen und Teilnehmerinnen an IFA-Panels,
- Verbesserung der Sichtbarkeit von Frauen innerhalb der IFA durch WIN-Gruppen auf nationaler Ebene, um die Beteiligung und Sichtbarkeit von Frauen in der IFA-Gemeinschaft auf lokaler Ebene zu verbessern.
Was erwartet mich, wenn ich Teil des WIN-Netzwerks bin?
WIN Germany vernetzt derzeit rund 400 Expertinnen des internationalen Steuerrechts. Wir organisieren regelmäßig regionale und überregionale Netzwerktreffen und Fachveranstaltungen, um uns auszutauschen und unsere Ziele zu erreichen. Zudem haben wir mittlerweile die vier WIN Tax Konferenzen organisiert, welche jeweils rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten. Die Konferenz als unsere Flagship Veranstaltung dient einerseits dazu, über aktuelle steuerrechtliche Themen zu informieren und zu diskutieren. Anderseits bietet sie eine wunderbare Möglichkeit zum Netzwerken. Aus der ganzen Republik reisen Damen (und Herren) nach Berlin, so dass auch überregional Kontakte hergestellt werden können.
In unseren Regionalgruppen laden wir zu Stammtischen ein, organisieren Golf-Events und Ausflüge und veranstalten auch nicht fachliche Workshops. Aber auch das Fachliche kommt bei uns nie zu kurz. Neben regelmäßen Fachveranstaltungen in den einzelnen Regionen findet jeden 2. Freitag eines Monats der „WIN-Webtalk" statt, in welchem jeweils ein aktuelles Thema vorgestellt und diskutiert wird.
Wie setzen sich die Mitglieder von WIN zusammen? Zu gleichen Teilen aus der Beraterschaft, aus Steuerfunktionen in Unternehmen? Vielleicht auch aus der Wissenschaft, Rechtsprechung und Finanzverwaltung?
Die Mitglieder der WIN setzen sich aus Personen mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund zusammen. Aus der Beraterschaft kommt sicherlich der überwiegende Anteil unserer Mitglieder. Daneben dürfen wir Vertreterinnen aus der Steuerfunktion von Unternehmen, Finanzrichterinnen, Professorinnen, Betriebsprüferinnen, Referentinnen aus den Finanzministerien der Länder und des Bundes, Vertreterinnen aus den Verbänden und wissenschaftlichen Institutionen zu unserem Mitgliederkreis zählen.
Was plant WIN Deutschland als nächstes?
Aufbauend auf dem großen Erfolg unserer vergangenen WIN Tax Konferenzen werden wir auch im kommenden Jahr eine Tax Konferenz organisieren. Auch hier werden aktuelle Themen des internationalen Steuerrechts diskutiert und durch nicht-fachlichen Input ergänzt. In diesem Jahr hatten wir beispielsweise einen Workshop zum Thema „ChatGPT – Ein Jahr danach: Realer Mehrwert oder nur Hype?“. Selbstverständlich werden wir hier nicht stehen bleiben, sondern auch im kommenden Jahr wieder brandaktuelle Punkte einbauen.
Warum ist dieses Netzwerk gerade im Bereich des internationalen Steuerrechts so bedeutsam?
Das internationale Steuerrecht ist einfach ein Brennpunkt in vielen Bereichen, z. B. in Betriebsprüfungen, vor Gericht, in der Steuerpolitik und in der Wissenschaft. Gleichzeitig haben die Fragestellungen fast immer grenzüberschreitende Aspekte. Neben dem nationalen Recht sind deshalb eben auch das ausländische Recht und internationale Richtlinien relevant. Das macht unser Rechtsgebiet ganz besonders und verursacht auch eine große Komplexität. Ein Austausch, auch grenzüberschreitend, mit anderen Experten ist dabei besonders wertvoll.
Mit welchen fachlichen Themen setzt sich WIN konkret auseinander und wo liegen nach Eurer Auffassung derzeit die größten Pain Points im internationalen Steuerrecht?
Wir setzen uns mit allen Themen auseinander, die zum jeweiligen Zeitpunkt aktuell sind. Derzeit sind das die Themen der Hinzurechnungsbesteuerung, der Konzernfinanzierung und auch international relevante Umsatzsteuerthemen.
Unterstützt WIN auch beim Abbau von kulturellen Hürden und bei unterschiedlichen Role-Models von Frauen in den verschiedenen Ländern?
Ja, absolut. Über das Netzwerk gelingt auch der Aufbau internationaler Kontakte, da Fragestellungen im internationalen Steuerrecht selten nur aus der Rechtsperspektive eines einzelnen Landes beantwortet werden können.
Vielen Dank, liebe Eva und liebe Susann, für das Gespräch.