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Rechtsberatung

Zahlung von monatlichen Honorarabschlägen nicht erst nach Vorlage einer Bankbürgschaft

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt (BSG) ent­schied am 07.09.2022 (Az. B 6 KA 10/21 R), dass Kas­senärzt­li­che Ver­ei­ni­gun­gen (KÄVen) die mo­nat­li­chen Ab­schlags­zah­lun­gen nicht von der Vor­lage ei­ner Bankbürg­schaft abhängig ma­chen dürfen, wenn die­ses Er­for­der­nis nur für MVZ GmbH gelte, an de­nen nicht aus­schließlich natürli­che Per­so­nen be­tei­ligt sind.

Grundsätz­lich leis­ten KÄVen Ab­schlags­zah­lun­gen auf die zu er­war­tende künf­tige Ho­no­rar­for­de­rung an die ver­tragsärzt­li­chen Leis­tungs­er­brin­ger, um den an­dern­falls ent­ste­hen­den Nach­teil auf­grund des er­heb­li­chen zeit­li­chen Ab­stands zwi­schen der Er­brin­gung der ver­tragsärzt­li­chen Leis­tung und ih­rer endgülti­gen Ho­no­rie­rung durch die KÄV aus­zu­glei­chen (re­gelmäßig erst vier Mo­nate nach Ab­schluss ei­nes Quar­tals). Die kon­krete Aus­ge­stal­tung re­gelt die KÄV ent­we­der in ih­rem Ho­no­rar­ver­tei­lungsmaßstab (HVM) oder aber in ge­son­der­ten Ab­rech­nungs­be­stim­mun­gen.

Der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung des BSG lag der Um­stand zu­grunde, dass die Kas­senärzt­li­che Ver­ei­ni­gung Bay­erns (KVB) zum 01.07.2012 ihre Ab­rech­nungs­be­stim­mung um den § 5 Abs. 1a) Arb­Best­KVB ergänzte. Diese Vor­schrift sieht vor, dass Ab­schlags­zah­lun­gen an Me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren (MVZ), die in der Or­ga­ni­sa­ti­ons­form ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son des Pri­vat­rechts be­trie­ben wer­den und de­ren Ge­sell­schaf­ter nicht aus­schließlich natürli­che Per­so­nen sind, nur dann ge­leis­tet wer­den, wenn das MVZ zur For­de­rungs­si­che­rung eine selbst­schuld­ne­ri­sche Bürg­schaft ei­ner Bank in Höhe von fünf Ab­schlags­zah­lun­gen bei­ge­bracht hat. Nach Auf­fas­sung der KVB sei dies nötig, da die Haf­tung ei­ner GmbH le­dig­lich auf ihre Stam­mein­lage, die nicht mehr als 25.000,00 € be­tra­gen müsse, be­schränkt sei; hin­ge­gen würden natürli­che Per­so­nen mit ih­rem ge­sam­ten Vermögen haf­ten. Ge­gen diese Re­ge­lung wandte sich eine MVZ-Träger­ge­sell­schaft, de­ren ein­zige Ge­sell­schaf­te­rin eine an­dere GmbH war.

Das BSG sah in die­ser Re­ge­lung einen Ver­stoß ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz gemäß Art. 3 Abs. 1 GG, da kein sach­li­cher Grund für die Un­gleich­be­hand­lung von MVZ-Träger­ge­sell­schaf­ten be­stehe, de­ren Ge­sell­schaf­ter natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­so­nen sind, und stellte die Nich­tig­keit der Re­ge­lung fest. Die KVB ver­kenne, dass auch eine GmbH grundsätz­lich mit ih­rem ge­sam­ten Ge­sell­schafts­vermögen, wel­ches (deut­lich) über der Stam­mein­lage lie­gen kann, hafte. Auch führte die KVB keine prak­ti­schen Er­fah­run­gen oder em­pi­ri­schen Er­kennt­nisse in das Ver­fah­ren ein, die auf ein erhöhtes Ri­siko von For­de­rungs­ausfällen von MVZ-GmbH mit nicht nur natürli­chen Per­so­nen als Ge­sell­schaf­tern hin­deu­ten würden - dies ob­wohl ge­rade die KVB über sol­che In­for­ma­tio­nen verfügen dürfte.

Fazit

Das Ur­teil des BSG ist sehr zu begrüßen, ins­be­son­dere wenn man sich vor Au­gen führt, mit wel­chen Kos­ten die Bei­brin­gung von Bankbürg­schaf­ten in der von der KVB ge­for­der­ten Höhe ver­bun­den sind.

In Re­ak­tion auf das BSG-Ur­teil hat die KVB zwar (noch) nicht ihre Ab­rech­nungs­be­stim­mun­gen über­ar­bei­tet, al­ler­dings suk­zes­sive mit der Her­aus­gabe der Bankbürg­schaf­ten an die aus­stel­len­den Kre­dit­in­sti­tute be­gon­nen.

Au­to­ren: Kris­tian Schwiegk, Ma­ria Bossa

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