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Zu den Erfordernissen an Les- und Sichtbarkeit bei Preisangaben für Telekommunikationsdienstleistungen

BGH 23.7.2015, I ZR 143/14

Für die Aus­le­gung des Er­for­der­nis­ses der gu­ten Les­bar­keit der Preis­an­gabe in § 66a S. 2 TKG sind die­sel­ben Kri­te­rien maßgeb­lich wie für die Aus­le­gung des Merk­mals "deut­lich les­bar" i.S.d. § 1 Abs. 6 S. 2 PAngV. Nicht er­for­der­lich ist, dass für die Preis­an­gabe die­selbe Schriftgröße wie für den Haupt­text ver­wen­det wird.

Der Sach­ver­halt:
Die Be­klagte be­treibt Bank­ge­schäfte mit Pri­vat­kun­den. Sie warb mit einem Schrei­ben für einen "Spar­brief mit Top-Kon­di­tion!". Darin war oben rechts eine Ser­vice­te­le­fon­num­mer an­ge­ge­ben, die mit einem Stern­chen­hin­weis ver­se­hen war. Un­ten auf der Seite wurde der Stern­chen­hin­weis mit der An­gabe "14 Ct/Min aus dt. Fest­net­zen, max. 42 Ct/Min aus Mo­bil­funk­net­zen" auf­gelöst.

Der Kläger ist ein ein­ge­tra­ge­ner rechtsfähi­ger Ver­ein von Ge­wer­be­trei­ben­den zur Bekämp­fung von Verstößen ge­gen das UWG und die Ne­ben­ge­setze. Er ver­tritt die Auf­fas­sung, dass die Art und Weise, in der die Be­klagte in dem Wer­be­schrei­ben auf die Kos­ten für die In­an­spruch­nahme ih­rer Ser­vice­te­le­fon­num­mer hin­ge­wie­sen hat, nicht den Er­for­der­nis­sen des TKG ent­spricht, nach dem der Preis von Ser­vice-Diens­ten gut les­bar, deut­lich sicht­bar und in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang mit der Ruf­num­mer an­zu­ge­ben ist. Der darin lie­gende Ver­stoß ge­gen eine In­for­ma­ti­ons­pflicht be­einträch­tige Ver­brau­cher­in­ter­es­sen nicht un­er­heb­lich. Der Kläger be­gehrt mit sei­ner Klage Un­ter­las­sung.

Das LG gab der Klage statt; das OLG wies sie ab. Die Re­vi­sion des Klägers hatte vor dem BGH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Dem Kläger steht kein Un­ter­las­sungs­an­spruch nach § 2 Abs. 1 UKlaG i.V.m. § 66a S. 2 TKG zu.

Die Be­stim­mung des § 66a S. 2 TKG ist eine Ver­brau­cher­schutz­norm i.S.v. § 2 Abs. 1 S. 1 UKlaG. Die Re­vi­sion rügt ver­geb­lich, die Preis­an­gabe sei ent­ge­gen der An­sicht des OLG schon nicht als "gut les­bar" i.S.v. § 66a S. 2 TKG an­zu­se­hen. Für die Aus­le­gung des Er­for­der­nis­ses der gu­ten Les­bar­keit der Preis­an­gabe in § 66a S. 2 TKG sind die­sel­ben Kri­te­rien maßgeb­lich wie für die Aus­le­gung des Merk­mals "deut­lich les­bar" i.S.d. § 1 Abs. 6 S. 2 PAngV. Nicht er­for­der­lich ist, dass für die Preis­an­gabe die­selbe Schriftgröße wie für den Haupt­text ver­wen­det wird.

An der nach § 66a S. 2 TKG er­for­der­li­chen deut­li­chen Sicht­bar­keit der Preis­an­gabe fehlt es, wenn diese der Auf­merk­sam­keit des Be­trach­ters ent­zo­gen wird. Die Re­vi­sion wen­det sich in­so­weit er­folg­los ge­gen die Be­ur­tei­lung des OLG, die Preis­an­gabe für den in dem Wer­be­schrei­ben an­ge­bo­te­nen Ser­vice-Dienst ent­spre­che dem Er­for­der­nis der deut­li­chen Sicht­bar­keit, weil das Schrei­ben sehr über­sicht­lich ge­stal­tet und der Text der Fußnote deut­lich von dem kurzen An­schrei­ben ab­ge­setzt sei. Mit ih­ren ge­gen­tei­li­gen An­grif­fen be­wer­tet die Re­vi­sion den Sach­ver­halt le­dig­lich an­ders als der Ta­trich­ter, ohne einen Rechts­feh­ler auf­zu­zei­gen. Das OLG hat zu­dem mit Recht berück­sich­tigt, dass der Ver­kehr an den Ein­satz von Stern­chen­hin­wei­sen gewöhnt ist und die Auflösung sol­cher Hin­weise in ei­ner Fußnote am un­teren Ende ei­ner Seite durch­aus üblich ist.

Die Re­vi­sion wen­det sich schließlich ohne Er­folg ge­gen die Be­ur­tei­lung des OLG, die Preis­an­gabe in dem Wer­be­schrei­ben sei in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang mit der Ser­vice­ruf­num­mer er­folgt. Sie lässt ins­be­son­dere un­berück­sich­tigt, dass das Ad­jek­tiv "un­mit­tel­bar" eine räum­li­che, eine zeit­li­che oder eine in­halt­li­che Be­deu­tung ha­ben kann. Dem­ent­spre­chend ist es für den Sinn­ge­halt, der die­sem Wort zu­kommt, ent­schei­dend, in wel­chem Kon­text es im Ein­zel­fall ver­wen­det wird. Da­nach ist "un­mit­tel­bar", so­weit es in § 2 Abs. 1 S. 1 PAngV der näheren Be­stim­mung des Wor­tes "Nähe" dient, im räum­li­chen Sinn und, so­weit es in § 66a S. 2 TKG zur Ein­gren­zung des da­nach er­for­der­li­chen Zu­sam­men­hangs ver­wen­det wird, in einem in­halt­li­chen Sinn zu ver­ste­hen.

Link­hin­weis:

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