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Zum Begriff der Bauleistungen i.S.d. § 13b Abs. 1 Nr. 4 UStG a.F.

FG Düsseldorf 22.1.2016, 1 K 2734/13 U

Bau­werke i.S.d. § 13b Abs. 1 Nr. 4 UStG a.F. sind ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung un­be­weg­li­che, durch Ver­bin­dung mit dem Erd­bo­den her­ge­stellte Sa­chen, zu de­nen Be­triebs­vor­rich­tun­gen nicht gehören. In ein Bau­werk ein­ge­baute An­la­gen sind nur dann Be­stand­teil des Bau­werks, wenn sie für Kon­struk­tion, Be­stand, Er­hal­tung oder Be­nutz­bar­keit des Bau­werks von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger wurde im Sep­tem­ber 2014 zum In­sol­venz­ver­wal­ter über das Vermögen ei­ner KG be­stellt. Die KG war ein Fer­ti­gungs­be­trieb für Stahl-, Behälter-, Ma­schi­nen- und Ap­pa­ra­te­bau. Schwer­punktmäßig be­schäftigte sie sich mit dem Neu­bau, der In­stand­set­zung und der Rei­ni­gung von Wärme­tau­schern. In den Streit­jah­ren nahm die KG Leis­tun­gen ei­nes Fremd­un­ter­neh­mens (Firma B) ent­ge­gen, wel­ches seine Leis­tun­gen ge­genüber der KG mit ge­son­der­tem Aus­weis von Um­satz­steuer ab­rech­nete.

Die Leis­tun­gen der Firma B an die KG be­stan­den im We­sent­li­chen in der Re­pa­ra­tur und der Rei­ni­gung von Wärme­tau­schern in Ma­schi­nen und ma­schi­nel­len An­la­gen, hauptsäch­lich in Tur­bi­nen. Die Re­pa­ra­tu­ren wur­den über­wie­gend im Be­trieb des je­wei­li­gen Kun­den der KG aus­geführt, zum Teil wur­den die Re­pa­ra­tu­ren auch im Be­trieb der KG er­le­digt, wenn die zu re­pa­rie­ren­den Geräte auf­grund der Größe trans­por­tiert wer­den konn­ten und dies aus Kos­tengründen sinn­voll war.

Das Fi­nanz­amt ver­trat die An­sicht, bei den von der Firma B an die KG er­brach­ten Leis­tun­gen han­dele es sich um Bau­leis­tun­gen i.S.v. § 13b Abs. 1 Nr. 4 S. 1 UStG a.F. Dar­auf­hin er­ließ es geänderte Um­satz­steu­er­be­scheide 2005 bis 2009 ge­genüber der KG, mit der es die Um­satz­steuer um die in den Rech­nun­gen der Firma B aus­ge­wie­sene Um­satz­steuer erhöhte. Hier­ge­gen er­hob die KG Klage und machte gel­tend, bei den von der Firma B an die KG er­brach­ten Leis­tun­gen han­dele es sich nicht um Bau­leis­tun­gen i.S.v. § 13b Abs. 1 Nr. 4 S. 1 UStG a.F. Re­pa­ra­tu­ren an Ma­schi­nen oder ma­schi­nel­len An­la­gen seien keine Bau­leis­tun­gen im Sinne der Vor­schrift. Der Kläger wurde im Ver­lauf des Kla­ge­ver­fah­rens zum In­sol­venz­ver­wal­ter über das Vermögen der KG be­stellt. Das Fi­nanz­amt mel­dete die strei­ti­gen Um­satz­steu­er­for­de­run­gen zur In­sol­venz­ta­belle an. Der Kläger wi­der­sprach den For­de­run­gen und nahm das Kla­ge­ver­fah­ren auf.

Das FG gab der Klage statt. Die Re­vi­sion zum BFH wurde nicht zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt ist zu Un­recht da­von aus­ge­gan­gen, dass es sich bei den strei­ti­gen Leis­tun­gen der Firma B an die KG um Bau­leis­tun­gen i.S.d. § 13b Abs. 1 Nr. 4 UStG a.F. han­delt. Die KG als Leis­tungs­empfänge­rin war dem­nach nicht Steu­er­schuld­ne­rin für die von ihr be­zo­ge­nen Leis­tun­gen und konnte die in den Rech­nun­gen der Firma B aus­ge­wie­sene Um­satz­steuer als Vor­steuer ab­zie­hen.

Vor­lie­gend hat die Firma B keine Werklie­fe­run­gen und sons­tige Leis­tun­gen, die der Her­stel­lung, In­stand­set­zung, In­stand­hal­tung, Ände­rung oder Be­sei­ti­gung von Bau­wer­ken die­nen, aus­geführt. Denn bei den Ma­schi­nen und ma­schi­nel­len An­la­gen, in de­nen sich die von der Firma B re­pa­rier­ten und ge­rei­nig­ten Wärme­tau­scher be­fan­den, han­delt es sich nicht um Bau­werke i.S.v. § 13b Abs. 1 Nr. 4 S. 1 UStG a.F. Bau­werke im Sinne die­ser Vor­schrift sind ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung un­be­weg­li­che, durch Ver­bin­dung mit dem Erd­bo­den her­ge­stellte Sa­chen, zu de­nen Be­triebs­vor­rich­tun­gen nicht gehören. In ein Bau­werk ein­ge­baute An­la­gen sind nur dann Be­stand­teil des Bau­werks, wenn sie für Kon­struk­tion, Be­stand, Er­hal­tung oder Be­nutz­bar­keit des Bau­werks von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind. Die An­lage muss hierfür eine Funk­tion für das Bau­werk selbst ha­ben. Dient die An­lage dem­ge­genüber ei­ge­nen Zwecken, ist sie kein Bau­werks­be­stand­teil.

Hier be­ste­hen kei­ner­lei An­halts­punkte dafür, dass es sich bei den Ma­schi­nen und ma­schi­nel­len An­la­gen - z.B. Tur­bi­nen -, in de­nen sich die von der Firma B re­pa­rier­ten und ge­rei­nig­ten Wärme­tau­scher be­fan­den, um sol­che han­delt, die eine Funk­tion für das Bau­werk selbst hat­ten. Viel­mehr geht auch das Fi­nanz­amt da­von aus, dass es sich um Be­triebs­vor­rich­tun­gen han­delte. Der Auf­fas­sung des BMF im Schrei­ben vom 28.7.2015 III (- C 3-S 7279/14/10003 -) ist nicht zu fol­gen. So­weit das BMF mit dem in Art. 199 Abs. 1 Buchst. a MwSt­Sys­tRL ver­wen­de­ten Be­griff der "Bau­leis­tung" ar­gu­men­tiert, ist dar­auf zu ver­wei­sen, dass der na­tio­nale Ge­setz­ge­ber die­sen Be­griff in § 13b Abs. 1 Nr. 4 S. 1 UStG a.F. nicht ver­wen­det, son­dern die Steu­er­schuld des Leis­tungs­empfängers nicht für alle Bau­leis­tun­gen, son­dern nur für bau­werks­be­zo­gene Werklie­fe­run­gen und sons­tige Leis­tun­gen an­ge­ord­net hat.

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