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Steuerberatung

Zur gewerblichen Prägung einer Einheits-GmbH & Co. KG

BFH 13.7.2017, IV R 42/14

Der ge­werb­li­chen Prägung ei­ner "Ein­heits-GmbH & Co. KG" steht nicht ent­ge­gen, dass der im Grund­satz al­lein ge­schäftsführungs­be­fug­ten Kom­ple­mentärin im Ge­sell­schafts­ver­trag der KG die Ge­schäftsführungs­be­fug­nis be­tref­fend die Ausübung der Ge­sell­schaf­ter­rechte aus oder an den von der KG ge­hal­te­nen Ge­schäfts­an­tei­len an der Kom­ple­mentär-GmbH ent­zo­gen und diese auf die Kom­man­di­tis­ten über­tra­gen wird.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist eine GmbH & Co. KG, de­ren persönlich haf­tende Ge­sell­schaf­te­rin zunächst die NX-GmbH und de­ren al­lei­nige Kom­man­di­tis­tin die N-GmbH war. Im Rah­men ei­ner Um­struk­tu­rie­rung über­trug die N-GmbH ih­ren ge­sam­ten Kom­man­dit­an­teil an der Kläge­rin i.H.v. 69 % auf A, i.H.v. 21 % auf B (Sohn von A) und i.H.v. 10 % auf C (Ehe­frau von B). Zu­gleich wur­den A, B und C im glei­chen Be­tei­li­gungs­verhält­nis al­lei­nige Ge­sell­schaf­ter der E-GmbH. Außer­dem trat die E-GmbH der Kläge­rin ohne Be­tei­li­gung am Ge­sell­schafts­vermögen mit so­for­ti­ger Wir­kung als Kom­ple­mentärin bei. Die NX-GmbH schied mit so­for­ti­ger Wir­kung aus, nicht je­doch be­vor die E-GmbH in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wor­den war. Diese Ein­tra­gung der E-GmbH er­folgte im Fe­bruar 2008.

Im Rah­men ei­ner Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung wurde der Un­ter­neh­mens­ge­gen­stand in "die Vermögens­ver­wal­tung so­wie die Ver­wal­tung, Ver­mie­tung und Ver­pach­tung von Im­mo­bi­lien, Grundstücken, Ge­werbe und Wohn­bau­ten so­wie sons­ti­ger Ge­wer­be­an­la­gen und de­ren An - und Ver­kauf für ei­gene Rech­nung" geändert. Die Kom­man­di­tis­ten A, B und C brach­ten ver­schie­dene Grundstücke in die Steu­er­pflich­tige ein. Nach wei­te­ren An­teilsüber­tra­gun­gen wa­ren am Kom­man­dit­ka­pi­tal der Steu­er­pflich­ti­gen A mit 30 %, B mit 41 %, C mit 1 % und D mit 28 % be­tei­ligt.

Das Fi­nanz­amt kam nach ei­ner Außenprüfung zu dem Er­geb­nis, dass die Kläge­rin mit der Ein­tra­gung der E-GmbH in das Han­dels­re­gis­ter nicht mehr die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ge­wer­be­be­trie­bes kraft Fik­tion nach § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG erfüllt habe. Denn ab die­sem Zeit­punkt sei die Kläge­rin Al­lein­ge­sell­schaf­te­rin der E-GmbH ge­wor­den, so dass die ge­sell­schafts­ver­trag­lich ge­trof­fene Ver­ein­ba­rung ge­grif­fen habe, wo­nach auch die Kom­man­di­tis­ten in dem dort ge­nann­ten Um­fang zur Führung der Ge­schäfte der Steu­er­pflich­ti­gen be­fugt ge­we­sen seien. Da­her sei der Be­trieb der Steu­er­pflich­ti­gen zwangs­weise auf­ge­ge­ben wor­den, so dass die in den Im­mo­bi­lien ru­hen­den stil­len Re­ser­ven der Be­steue­rung hätten un­ter­wor­fen wer­den müssen. Im An­schluss habe die Kläge­rin Einkünfte aus Ver­mie­tung und Ver­pach­tung er­zielt.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Die Re­vi­sion des Fi­nanz­amts hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Das FG hat zu Recht ent­schie­den, dass die Kläge­rin ih­ren Ge­wer­be­be­trieb nicht im Fe­bruar 2008 auf­ge­ge­ben, son­dern auch nach die­sem Zeit­punkt wei­ter­hin die Vor­aus­set­zun­gen für einen Ge­wer­be­be­trieb kraft Fik­tion nach § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG erfüllt hat.

Un­strei­tig wa­ren al­lein Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten persönlich haf­tende Ge­sell­schaf­te­rin­nen der Kläge­rin. Mit dem Ein­tritt der E-GmbH als Kom­ple­mentärin und der Über­tra­gung der Ge­schäfts­an­teile an der E-GmbH auf die Kläge­rin ent­stand eine sog. Ein­heits-GmbH & Co. KG, bei der die Kläge­rin Al­lein­ge­sell­schaf­te­rin ih­rer Kom­ple­mentär-GmbH ist. Diese war auch noch ge­werb­lich i.S.d. § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG, ob­wohl ge­sell­schafts­ver­trag­lich vor­ge­se­hen war, dass ih­rer im Grund­satz al­lein ge­schäftsführungs­be­fug­ten Kom­ple­mentärin die Ge­schäftsführungs­be­fug­nis be­tref­fend die Ausübung der Ge­sell­schaf­ter­rechte aus oder an den von der Steu­er­pflich­ti­gen ge­hal­te­nen Ge­schäfts­an­tei­len an der Kom­ple­mentär-GmbH ent­zo­gen und diese auf die Kom­man­di­tis­ten über­tra­gen wird.

Denn § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG greift im­mer ein, wenn bei ei­ner GmbH & Co. KG nur die GmbH als al­lei­nige Kom­ple­mentärin zur Ge­schäftsführung be­fugt ist. Für die Prägung i.S.d. § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG ist es auch un­schädlich, wenn der Kom­man­di­tist zu­gleich Ge­schäftsführer der Kom­ple­mentär-GmbH ist. In einem sol­chen Fall führt zwar der Kom­man­di­tist als Ge­schäftsführer der Kom­ple­mentär-GmbH mit­tel­bar die Ge­schäfte der GmbH & Co KG. Der Ge­schäftsführer der Kom­ple­mentär-GmbH ist aber nicht der or­gan­schaft­li­che Ge­schäftsführer der GmbH & Co KG; dies ist und bleibt - vor­be­halt­lich ei­ner ab­wei­chen­den Re­ge­lung im Ge­sell­schafts­ver­trag der GmbH & CO KG - die GmbH als Kom­ple­mentärin.

Bei ei­ner "Ein­heits-GmbH & Co. KG" gehören Maßnah­men, wel­che al­lein die Ausübung der Ge­sell­schaf­ter­rechte aus oder an ih­ren Ge­schäfts­an­tei­len an der Kom­ple­mentär-GmbH be­tref­fen, nicht zur Ge­schäftsführung i.S.d. § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG. Der ge­werb­li­chen Prägung ei­ner "Ein­heits-GmbH & Co. KG" steht da­her nicht ent­ge­gen, wenn der im Grund­satz al­lein ge­schäftsführungs­be­fug­ten Kom­ple­mentärin im Ge­sell­schafts­ver­trag der GmbH & Co KG die Ge­schäftsführungs­be­fug­nis (und Ver­tre­tungs­be­fug­nis) be­tref­fend die Ausübung der Ge­sell­schaf­ter­rechte aus oder an den von der KG ge­hal­te­nen Ge­schäfts­an­tei­len an der Kom­ple­mentär-GmbH ent­zo­gen und auf die Kom­man­di­tis­ten über­tra­gen wird.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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