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Steuerberatung

Zur Teilwertzuschreibung auf Verpflichtung aus Umtauschanleihe

BFH v. 27.3.2019 - I R 20/17

Wird bei Um­tausch­an­lei­hen die Op­tion auf Ak­ti­en­lie­fe­rung durch den An­lei­hegläubi­ger ausgeübt, ist die An­lei­he­ver­bind­lich­keit ge­gen den Buch­wert der ab­ge­ge­be­nen Ak­tien aus­zu­bu­chen. So­fern der An­satz der An­lei­he­ver­bind­lich­keit den Buch­wert der Ak­tien über­steigt, ent­steht ein Ge­winn, der § 8b Abs. 2 KStG un­terfällt.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist eine AG und Kon­zernober­ge­sell­schaft der A-Gruppe. Im Streit­jahr 2006 war sie mit­tel­bar zu 100 % an der A B.V. (BV) mit Sitz in den Nie­der­lan­den be­tei­ligt. Da­ne­ben hielt sie u.a. eine 100 %ige Be­tei­li­gung an der A-GmbH, die ih­rer­seits zu 49,99 % an der A-AG be­tei­ligt war. Die rest­li­chen 50,01 % der An­teile an der AG wur­den un­mit­tel­bar von der Kläge­rin ge­hal­ten.

Im Juli 2004 war durch die BV eine Um­tausch­an­leihe aus­ge­ge­ben wor­den. Auf­grund Er­set­zungs­ver­trags aus Sep­tem­ber 2004 hatte die Kläge­rin sämt­li­che Ver­pflich­tun­gen aus der Emit­ten­ten­stel­lung im Wege der be­frei­en­den Schuldüber­nahme über­nom­men. Mit Ver­schmel­zungs­ver­trag aus Au­gust 2006 war die A-GmbH gem. §§ 11 ff. Um­wStG 2006 mit Rück­wir­kung zum 1.1.2006 (han­dels­recht­lich) bzw. 31.12.2005 (steu­er­recht­lich) zu Buch­wer­ten auf die Kläge­rin ver­schmol­zen. Auf­grund der Buch­wert­ver­schmel­zung der GmbH ent­sprach der steu­er­li­che Wert­an­satz der für die Erfüllung des Um­tausch­rechts vor­ge­se­he­nen Ak­tien der A-AG im Zeit­punkt der Ausübung die­ses Rechts bei der Kläge­rin dem bis­lang bei der A-GmbH aus­ge­wie­se­nen Buch­wert der Ak­tien. Die Ver­schmel­zung wurde je­weils am 30.8.2006 im Han­dels­re­gis­ter der GmbH und der Kläge­rin ein­ge­tra­gen.

Die Kläge­rin löste die in ih­rer Steu­er­bi­lanz pas­si­vierte An­lei­he­ver­bind­lich­keit im Zeit­punkt der Erfüllung des Ak­ti­en­lie­fe­rungs­an­spruchs der Gläubi­ger er­trags­wirk­sam auf. Zu­gleich buchte sie die zur Erfüllung des Um­tausch­rechts vor­ge­se­he­nen und von der GmbH er­wor­be­nen Ak­tien mit er­folg­ter Ak­ti­en­lie­fe­rung aus. In Höhe der Dif­fe­renz zwi­schen der weg­ge­fal­le­nen, mit dem Markt­wert der Ak­tien zum Lie­fer­zeit­punkt aus­ge­wie­se­nen An­lei­he­ver­bind­lich­keit und dem Buch­wert der Ak­tien erklärte sie in ih­rer Körper­schaft­steu­er­erklärung für das Streit­jahr einen außer­or­dent­li­chen Er­trag und de­kla­rierte die­sen als nach § 8b Abs. 2 und 3 KStG zu 95 % steu­er­freien Ak­ti­en­veräußerungs­ge­winn. Han­dels­recht­lich er­gab sich für sie auf­grund der Aus­bu­chung der An­lei­he­ver­bind­lich­keit mit dem in der Han­dels­bi­lanz bei­be­hal­te­nen No­mi­nal­wert ge­gen den Buch­wert der er­wor­be­nen Ak­tien un­ter Berück­sich­ti­gung der Rück­zah­lung Schuld­ver­schrei­bun­gen ein ge­rin­ge­rer Be­trag.

Nach ei­ner Be­triebsprüfung war das Fi­nanz­amt der An­sicht, dass wei­test­ge­hend ein voll steu­er­pflich­ti­ger Er­trag vor­liege und er­ließ geänderte Be­scheide über Körper­schaft­steuer für 2005 und 2006. Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Auch die Re­vi­sion der Kläge­rin vor dem BFH blieb er­folg­los.

Gründe:
Das FG ist im Er­geb­nis zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass das von der Kläge­rin im Streit­jahr zu ver­steu­ernde Ein­kom­men nicht um einen zusätz­li­chen nach § 8b Abs. 2 KStG steu­er­freien Ge­winn aus den Ak­tienüber­tra­gun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Um­tausch­an­leihe her­ab­zu­set­zen ist.

Es ent­spricht der ganz h.M., dass bei Um­tausch­an­lei­hen im Fall der Op­tion auf Ak­ti­en­lie­fe­rung durch die An­lei­hegläubi­ger die An­lei­he­ver­bind­lich­keit ge­gen den Buch­wert der ab­ge­ge­be­nen Ak­tien aus­zu­bu­chen ist. So­fern der An­satz der An­lei­he­ver­bind­lich­keit den Buch­wert der (im De­ckungs­be­stand ge­hal­te­nen) Ak­tien über­steigt, ent­steht ein Ge­winn, der § 8b Abs. 2 KStG un­terfällt. Dies er­gibt sich be­reits dar­aus, dass der Be­griff der "Veräußerung" i.S.d. § 8b Abs. 2 KStG all­ge­mein als Über­tra­gung des recht­li­chen oder wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tums an An­tei­len "ge­gen Ent­gelt" ver­stan­den wird. Ent­gelt kann da­bei jede Ge­gen­leis­tung im wirt­schaft­li­chen Sinne sein, wozu un­zwei­fel­haft auch der Weg­fall ei­ner Ver­bind­lich­keit - im Streit­fall der aus der Um­tausch­an­leihe re­sul­tie­ren­den An­lei­he­ver­bind­lich­keit der Steu­er­pflich­ti­gen gehörte.

Im vor­lie­gen­den Fall hatte die Kläge­rin gem. § 8 Abs. 1 KStG i.V.m. §§ 4 Abs. 1, 5 Abs. 1 Satz 1 EStG in ih­ren Bi­lan­zen das Be­triebs­vermögen an­zu­set­zen, das nach den han­dels­recht­li­chen Grundsätzen ord­nungsmäßiger Buchführung (GoB) aus­zu­wei­sen ist. Die han­dels­recht­li­chen GoB er­ge­ben sich u.a. aus den Be­stim­mun­gen des Ers­ten Ab­schnitts des Drit­ten Buchs "Vor­schrif­ten für alle Kauf­leute" der §§ 238 ff. des HGB und wer­den für Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten ergänzt durch die Be­stim­mun­gen der §§ 264 ff. HGB. Zu den han­dels­recht­li­chen GoB gehört u.a. die Pflicht des Kauf­manns, in sei­ner Bi­lanz für den Schluss ei­nes Ge­schäfts­jah­res seine Ver­bind­lich­kei­ten (Schul­den) vollständig aus­zu­wei­sen (vgl. §§ 240 Abs. 1 und 2, 242 Abs. 1, 246 Abs. 1 Satz 1 HGB). Das die für die Be­wer­tung von Ver­bind­lich­kei­ten in § 6 Abs. 1 Nr. 3 EStG an­ge­ord­nete sinn­gemäße An­wen­dung des An­schaf­fungs­wert­prin­zips (§ 6 Abs. 1 Nr. 2 EStG) ist da­hin zu ver­ste­hen, dass ihre Bi­lan­zie­rung - nach den im Steu­er­recht zu be­ach­ten­den GoB - grundsätz­lich zum Nenn­wert oder zum höheren Teil­wert zu er­fol­gen hat.

Für den An­satz ei­nes höheren Teil­werts ist auch bei Ver­bind­lich­kei­ten eine vor­aus­sicht­lich dau­ernde Wert­erhöhung er­for­der­lich; ein höherer Teil­wert kann mit­hin nur dann an­ge­setzt wer­den, wenn er auf­grund ei­ner vor­aus­sicht­lich dau­ern­den Wert­verände­rung höher ist als der ur­sprüng­li­che Rück­zah­lungs­be­trag. Die vor­ste­hen­den Grundsätze gel­ten grundsätz­lich auch für den steu­er­bi­lan­zi­el­len Aus­weis ei­ner Ver­bind­lich­keit aus ei­ner Um­tausch­an­leihe. Bei der Er­mitt­lung des Veräußerungs­ge­winns nach § 8b Abs. 2 KStG kann die An­lei­he­ver­bind­lich­keit nicht mit einem über dem Nenn­wert lie­gen­den Teil­wert berück­sich­tigt wer­den, weil dem die von der Steu­er­pflich­ti­gen in der Han­dels­bi­lanz des Streit­jah­res bei­be­hal­tene und erst im Zeit­punkt der Gel­tend­ma­chung des Ak­ti­en­lie­fe­rungs­an­spruchs durch die Gläubi­ger auf­gelöste Be­wer­tungs­ein­heit zwi­schen der An­lei­he­ver­bind­lich­keit und den im Be­stand der Steu­er­pflich­ti­gen ge­hal­te­nen AG-Ak­tien ent­ge­gen­steht. Nach § 5 Abs. 1a EStG sind die Er­geb­nisse der in der han­dels­recht­li­chen Rech­nungs­le­gung zur Ab­si­che­rung fi­nanz­wirt­schaft­li­cher Ri­si­ken ge­bil­de­ten Be­wer­tungs­ein­hei­ten auch für die steu­er­li­che Ge­winn­er­mitt­lung maßgeb­lich.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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